"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Brasilien - Iguazu Wasserfälle

Nach soviel Heimatgefühl war es gar nicht so einfach sich wieder auf das richtige Brasilien einzustellen. Allerdings wartete die zweitgrößte Touristenattraktion des südamerikanischen Kontinents auf uns, der wir schon richtiggehend entgegenfieberten.
 
Bevor es jedoch dahin ging, musste unsere unterbrochene Fahrt nach Curitiba fortgesetzt werden. Von hier aus sollte es über die "wohl schönste Zugstrecke Südamerikas" nach Morretes gehen.
Dreigelenkiger Bus, gesehen in Curitiba. Bei uns würden wohl die "das geht nicht"-Schreier die Oberhand behalten, wollte man so etwas in Österreich einführen.

Im political correctnes Österreichs würde so ein Schild auch keinen Platz finden: Spezialplätze für Übergewichtige. Gesehen in obigem Bus.

So, jetzt aber genug von Curitibas öffentlichem Verkehrsnetz, jetzt gehts zur Zugfahrt nach Morretes:
Gestartet wird auf 900m Seehöhe, worauf sich die Strecke durch einen der letzten verbliebenen Küstenregenwälder Brasiliens, bis auf Meeresniveau hinabwindet.

Nachdem wir uns über die frustran verlaufenen Verhandlungen über einen Sitzplatz auf der richtigen Seite (mit dem mal wieder nicht fremdsprachensprechenden Personal [der Haupttouristenattraktion der Region!]) geärgert hatten, bedurfte es etwas Balsam auf der Seele. Die fanden wir in einer gewonnenen  DVD über die Geschichte der Zugstrecke. Selbige wurde über den Sitzplatz verlost :-)

Die Fahrt selber war richtig schön, durch üppigen Regenwald...

...durch Tunnels...

...und vorbei an wunderschön blühenden Bäumen.

Zu unserer Sicherheit sollten wir unsere Körper nicht aus dem Zug strecken...

...woran wir uns natürlich brav hielten :-)
(Hi und da ist es auch ganz schön wenn man "Nix verstehen" sagen kann)


Schönster Streckenabschnitt ist der, wo man an einer Felswand, auf Stelzen fährt - als ob der Zug schweben würde!

Ankunft in Morretes. Alles in Allem ganz nett, wobei wir glauben, dass die Fahrt über den Semmering spektakulärer wäre, das wollten wir den stolzen Brasilianern aber auch nicht auf die Nase binden.

Zur Verschönerung werden oft Orchideen einfach auf einen Baumstamm "geklebt". Und bei uns zu hause geht jede Pflanze trotz Spezialdünger und wissenschaftlich ausgetüfteltem Bewässerungsplan ein...

Die Zugfahrt war allerdings nur Vorgeplänkel für eines der absoluten "must see´s" in Südamerikas, einem zum kürzlich gewählten 7. Naturweltwunder: den Foz de Iguazu. Den in ihrer Längenausdehnung größten Wasserfälle der Welt. Wir waren schon gespannt wie ein Flitzebogen, und dann DAS...
...müssen sich diese Leute auf dem Foto gedacht haben. Pech wenn man in der Trockenzeit herkommt und nur dieses Rinnsal vorfindet :-)

Gottseidank hatten wir es gut erwischt und die Wasserfälle waren in ihrer vollen Pracht zu sehen!

Dass es gerade ein sehr guter Zeitpunkt ist sich die Fälle anzuschauen, muss sich herumgesprochen haben, angesichts der Touristenmassen die sich hier hinbewegen - und das an einem Montagmorgen!

Der Fluß Iguazu bildet genau die Grenze zw. Brasilien und Argentinien, somit gibt es eine brasilianische (die mit der besseren Übersicht) und eine argentinische (die mit dem größeren Eindruck hinterlassende) Seite der Wasserfälle. Und beide wollen besichtigt werden.

Der Fluss stürzt hier abrupt von einer riesigen Ebene kommend in ein 90m tiefes hufeisenförmiges Loch, und bildet hierbei über 2,5km Längenausdehnung mehr als 250 einzelne Wasserfälle...

...die gemeinsam wie eine einzige Wasserwand erscheinen.

So heisst Iguazu in der indianischen Guaranisprache einfach großes Wasser - passt!



Auf der argentinischen Seite kann man richtig nahe an die Fälle heran, und wird auch dementsprechend komplett nassgespritzt, an einem heissen Sommertag sicher ganz fein, bei 5 Grad naja.

Man hat das Gefühl aus jedem Winkel und Eck des Tales stürzt Wasser in die Tiefe (und wir haben da nicht immer die gleichen 3 Wasserfälle aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert!) und der stets sichtbare Regenbogen der Gischt rundet den Traum perfekt ab.


Wie mit einem Messer gezogen wirkt die Abbruchkante von der Ebene und ermöglicht erst die riesige Ausdehnung der Wasserfälle.

Wasserzeichen.

Ein wahrlich gewaltiges Naturschauspiel, deren Höhepunkt wir uns aber für den Schluss aufhielten:

Es scheint als würde Rauch aus einem riesigen Kamin in den kristallklaren Himmel aufsteigen, und dabei handelt es sich nicht um die Reste eines Lagerfeuers...

...sondern um Wasserdampf der aus einer Art Gulli aufzusteigen scheint. Ruhig und gelassen fließt der Fluss träge dahin, um jäh in ein tiefes Loch zu stürzen:

Garganta del Diablo - der Teufelsschlund.

Unglaubliche Wassermassen stürzen konzentriert in ein und dasselbe Loch und erzeugen ein Inferno das wahrlich an die Hölle erinnert. Allein der Geräuschpegel ist unglaublich, vor allem wenn man 2m von der Abbruchkante entfernt steht!


In Bilder fast nicht zu fassen.

Nur wenige Kilometer entfernt scheint an das schäumende Schauspiel nichts mehr zu erinnern, und gemächlich fließt der Rio Iguazu (von rechts) im Dreiländereck Paraguay, Brasilien, Argentinien in den Rio Parana (von oben) - dem Hauptakteur unseres nächsten Posts!

2 Kommentare:

  1. Also, toll euer Blog, richtig professionell - nicht so mickrig wie unserer über Argentina y Chile dos anos antes...Si, pues..! Nicht Neid, aber Wehmut, Sehnsucht, Fernweh (eine Art umgekehrtes Heimweh), das mich jedesmal befällt, wenn ich etwas über mein geliebtes Südamerika sehe oder lese... Iguazu - aguas grandes en guarani - Curitiba, Rio, Manaus, Belem, Tocatins, Sao Luis, Olinda, Bahia...o Sertao...Ihr seid nun also in Brasilien..?
    Casi un continente.. Was man evtl. nicht gesehen haben muß: Fortalezza - außer vielleicht den endlosen weißen Sandstränden - oder was für Abgebrühte: Die Bar "O Morte" dortselbst (heißt od. hieß tatsächl. so!)in der Straße voller Sarghändler (wenn schon, denn schon) mit makaberen Stapeln unsäglich trauriger kleiner Kindersärge...

    Sea, como sea..
    Bom viagem!
    donmacumba@hotmail.com
    Robert Wachter
    desde el otono frio tiroles

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  2. Hallöchen,
    Hab wiedermal nachgeschaut und anscheinend ja schon wieder einiges versäumt! Echt toll eure Erlebnisse zu lesen und die Bilder zu bewundern. Schön ist es auch, wenn man unter den vielen neuen Sachen auch wieder Bekanntes entdeckt (Río, Iguazu und die Zugfahrt nach Morretes);-)
    Muss aber zugeben, dass bei uns nicht so viel Wasser in Iguazu war. Eure Bilder sind spitze. Erinnere mich gern an diese Tage zurück. War auch sonst no nie an einem Tag in drei so großen Ländern... die Brücke nach Paraguay und dann über die Grenze nach Argentinien.
    Bin schon gespannt, wie's bei eurer Reise weitergeht. Werd nun wieder regelmäßiger lesen. Diss is ja endlich eingereicht!

    Bussal aus der Heimat,
    Patricia

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