"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Samstag, 27. Oktober 2012

Bolivien - Ein Krater in Sucre

Für viele gilt Sucre als die schönste Stadt Boloviens. Sucre gilt auch als Hauptstadt des Landes, auch wenn sie sich seit Jahrzehnten diesen Titel mit La Paz streitig macht.
Von ihrem kolonialzeitlichen Flair her ist sie unumstrittene Nummer eins, und wird auch "cuidad blanca" genannt (Keine Angst liebe Leser, bald ist es vorbei mit den unzähligen kolonialzeitlichen Städten).
Aber trotzdem immer wieder faszinierend wie sich das Weiß gegen den stahlblauen Himmel abhebt.

Weit breitet sich Sucre mittlerweile in die umgebende Hochebene aus, einem Meer aus Häusern gleich.

Rund um die Stadt kann man aber auch herrliche Treks machen, so entschieden wir uns für eine zweitägige Wanderung zum Maragua Krater:
Von Sucre führt nämlich ein jahrhunderte alter Pfad der Inka nach Potosi, und so war der Beginn des Weges relativ komott  auf gepflasterten Wegen zu gehen.

Weniger komott gestaltete sich allerdings die Anreise: Um Geld zu sparen entschieden wir uns für einen Lehrling der hiesigen Tourismusuniversität als Führer, was auch den Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln, anstatt von gemieteter Taxis, beinhaltete. Kein Witz, bei dem LKW auf  obigem Foto handelt es sich um den öffentlichen Transport zu unserem Ausgangsort...

...also einmal die Ladefläche hochgeklettert, Ziegen, Hühner und sämtlicher Hauskram reingepackt, und los kanns gehen. Die Touris wie wir (mit Jo und Steffi aus Belgien) bevorzugen meistens zu stehen...

...die einheimische Bevölkerung ist da schon etwas relaxter und genießt die ruckelige Fahrt schlafend :-)

Aber es ist einmal etwas anderes, sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und die Umgebung ohne Fensterscheibe beobachten zu können.

Aber zwei Stunden und 17 Vieh- äh Menschenentladungen später, begannen wir unsere Wanderung in Chataquila.


Vom höchsten Punkt aus (leider war schon jemand vor uns auf dem Gipfel) geht es zuerst oben genannten Pfad entlang...

...gemütlich abwärts...

...an landschaftlich wunderschönen Formationen vorbei.


Ziemlich ab vom Schuss lebt hier die Landbevölkerung vom einfachen Ackerbau und ist in kleinen Dörfern organisiert, wobei diese langsam im Aussterben begriffen sind, Stichwort Landflucht, nur die Alten bleiben zurück...



Hier sieht man quasi die Scheune eines Landbauerns. Da es in der Trockenzeit nie regnet, wird die Ernte einfach auf einen Baum gelegt, um sie vor den gefräsigen Tieren zu schützen.
 
Schließlich kommt man in Maragua an, einem riesigen Krater, wobei die Herkunft nicht ganz klar ist (wollte uns unser Lehrling weismachen). Die Vermutungen schwänken zwischen erloschenem Vulkan und  Meteoriteneinschlag. Wikipedia enthüllt das Geheimnis als schlichte Erosion.
 
Das Alles wird dieser fussballspielenden Indigenen ziemlich wurscht sein.


In Maragua weben die Einheimischen noch Teppiche selber, was natürlich gleich bestaunt wurde...


...vom Kauf sahen wir allerdings ab, da die Preise ziemlich hoch waren (gerechtfertigterweise, braucht die Dame doch mind. 5 Monate für einen Kleinen) .
 
Abends wurde nach einer leckeren Spagetti-bolognese, auf einer ausgedienten Kabelrolle als Tisch, eine Runde Bonanza gespielt. (Lisa und Aumi, kommt euch das Bild bekannt vor :-))

Mysteriöses Bild, eine Person und vier Schatten ??

Der Friedhof des Ortes liegt auf einem Hügel genau im Zentrum des Kraters...
 
...von wo aus man die schrägen Felsformationen in ihrer ganzen Ausdehnung bewundern kann.

Häh? Wie geht das ohne Fotoshop?

Ein paar Kinder gibt es dann am Lande doch noch, die sich ehrlich über ein paar Lutscher oder Buntstifte freuen, wenn sie sich aus ihrer Deckung trauen.
 
Wolken und Horizont, wie passen die zusammen?

Ganze eineinhalb Stunden braucht man um den Krater zu durchqueren, und kann dabei die Felsformationen bewundern.

Der kennt die Landschaft wohl schon zu genüge.

Schafehütende Kinder.

War der Hintransport noch ein Spaß, gestaltete sich der Rücktransport als quälendes Abenteuer. Dank des samstägigen Markttages wurden einfach soviele Leute auf die Ladefläche geladen (samt sämtlicher zu verkaufender Ware) wie raufwollten. Und es wollten am Ende gezählte 93 Personen mitfahren!

Berührungsängste durfte es da auch bei uns Touris keine mehr geben, inklusive angespuckter Wadel, stinkendem Mundgeruch und plattgetretener Zehen.

Am Ende waren jedenfalls nach 4h die Arme vom Halten mindestens doppelt so lang, und die Anstrengung hiervon größer als die vom Trek selber...

...was uns dieses typische bolivianische Gericht zum Abschluss herrlich schmecken ließ.

Georg ?
 
Ein gelungener Ausflug mit zufriedenen Gesichtern am Ende.


Samstag, 20. Oktober 2012

Bolivien - Samaipata

Zurück in Bolivien, könnte man sagen. Ist es doch unser 2. Aufenthalt hier nach 2008. So wussten wir schon ungefähr was uns erwartet, im indigensten, aber auch ärmsten Land Südamerikas. Aber man kommt nur dann zwei Mal in ein Land, wenn es einem sehr gut gefallen hat, und das können wir von Bolivien sagen. Und viele Ecken sind für uns noch unentdeckt.
So war uns das kleine Dorf Samaipata noch vollkommen unbekannt, und nur Dank eines Tips eines befreundeten Schweizer Paares, fuhren wir überhaupt dorthin:
Vom Winde verweht in Samaipata

Gleich neben dem Dorf liegen die Wasserfälle von Las Cuevas...

...natürlich nicht ganz so spektakulär wie die Iguazu-Fälle, aber man kann sie in eine schöne Wanderung den Bach entlang einbinden...

...und sich bei Bedarf herrlich darin abkühlen.

Ebenfalls nur einen Fussmarsch entfernt befindet sich "El Fuerte", das Fort. Eine aus einem (!) Felsstück herausgehauene, präinkaische Stadt.

Nicht gerade Machu picchu, aber in seiner Art einzigartig und wieder herrlich zu Fuss erwanderbar.

Suchbildrätsel: Wo befindet sich der Kopf?

Und gesehen?

Samaipata entpuppte sich überhaupt als Wanderparadies...

...aber was gibt es da so spannendes zu sehen? Ausser unserer belgischen Freunde Stephanie und Jo.

Riesige Andenkondore. Von Samaipata muss man noch einmal 2h Ruckelpiste ins Hinterland nehmen, dann 3h den Berg hinauf, bis man schließlich die größten flugfähigen Vögel der Erde bei ihrem Kreisen beobachten kann. Flügelspannweite immerhin bis zu 3 Meter.


Geschickt nutzen sie die Thermik um ihren bis zu 15kg schweren Körper in die Lüfte zu schrauben. Ein nahezu einmalige Schauspiel, gibt es diesen Vogel nur mehr in wenigen isolierten Gebieten.


Fast wie in einem Film zu beobachten, die umgebende Naturkulisse.

Und nach der Wanderung, eine Abkühlung im Wasserfall "La Pajcha". Auch hier befindet sich ein Gesicht (mit Körper) versteckt.

Samaipata hat auch einen eigenen Zoo. Klingt jetzt für einige wieder schlimm - eingesperrte Tiere beobachten. Hierbei handelt es sich allerdings um eine private Auffangstation für zurückgelassene Tiere. (Wer sieht Simon?)

Ziemlich hell heute, oder?



Die meisten Tiere stammen von Menschen, die diese (illegal) als Haustiere gehalten hatten, und sie nicht mehr wollten, oder die sie komplett verlottern liessen. So wie z.B. diese Schildkröte. Aber was ist das für ein Knäuel an Marlenes Kopf?

Ein Affe, der offensichtlich genug von Marlenes Kommentaren hatte :-)

Hauptsächlich leben hier nämlich Affen, die aufgrund von Fehlernährung (Schokolade, muss doch gut für Affen sein, frei nach "gib dem Affen Zucker") teilweise ohne Fell, und ihre Gliedmassen essend, in die Station kommen.


Dort werden sie von Freiwilligen auf Vordermann gebracht, und wenn möglich, wieder ausgewildert. Simon, der Spinnenaffe und Star des Zoos, scheint es ganz gut zu gehen. Zumindest ist ihm der Versuch, Georg die Mütze zu klauen geglückt und einige Bananen mussten angewendet werden um sie wieder auszulösen :-)

Wie eingangs schon beschrieben, sind mehr als 50% der Bevölkerung Boliviens indigener Herkunft. So haben sie über die Jahrhunderte ihre Kultur und Sprache (hpts. Aymara und Quetschua) beibehalten. Was für den Touristen interessant anzuschauen ist, bedeutet allerdings bittere Armut.
So lebt ein Großteil von ihnen noch in einfachen Lehmhäusern am Land und probiert den steilen kargen Feldern einige Feldfrüchte abzuringen. Feldbestellung mit Ochsen und Pflug, letztmalig in Österreich gesehen vor einigen Jahrzehnten.

Ihrer Lebensfreude tut das keinen Abbruch, und für uns ergaben sich einige tolle Fotomotive.


Bolivianischer Babybjörn.

Frauenarbeit

Männerarbeit

Unsere Lieblingsarbeiter: die Orangensaftpresser. Superleckerer frisch gepresster Orangensaft für 40Cent.


 
So weit als Einstimmung auf Bolivien, wirklich einmalige Landschaften und Fotos werden folgen. (Nachsatz: wenn die langsamsten Internetverbindungen auf Erden funktionieren werden)