"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Samstag, 30. Juni 2012

Kolumbien - San Agustin

Keine 100km (und wieder 6 Stunden Holperpiste) von Tierradentro entfernt liegt das nächste Weltkulturerbe das in Kolumbien zu sehen ist, die Statuen von San Agustin. Wieder ist nur wenig über dieses erloschene Volk bekannt, das ebenfalls etwas Einzigartiges geschaffen hat: Hunderte Statuen die an Plätzen hoch über den Tälern herumstehen  und die Toten des Volkes bewachen sollen.  
21. Jahrhundert meets 19.-es. Immer noch gängiges Fortbewegungsmittel und Arbeitstier am Land ist das Pferd.
Unser Hostel in San Agustin war eines der besten bisher auf unserer Reise. Idyllisch auf einem Hügel über der Stadt gelegen, inmitten eines Garten Eden.
Hier kommt jetzt auch endlich wieder einmal unser Zelt zum Einsatz, aber hier würde wohl auch der ärgste Campingverweigerer eine Nacht verbringen.
Am nächsten Tag machten wir uns dann mit einer organisierten Jeeptour auf den Weg, die im ganzen Tal verstreuten Statuen aufzusuchen. Und hier wird nicht nur zu Showzwecken auf dem Auto posiert...
...sondern das ist der normale Platz auf dem man sich im rasendem Tempo den Wind durch die Haare wehen lassen kann. Irre!!
Ein Grund wieso diese Kultur sich diesen Platz für ihre Begräbnisse ausgesucht hat ist auch dieser Fluss hier, der Rio Magdalena, der in diesem Tal seinen Ursprung nimmt und sich durch ganz Kolumbien zieht.
Insbesondere diese Stelle hier, wo der Fluss nur 2m breit ist, Drüberspringen haben wir uns dann doch nicht getraut, nur ein bisschen Posen.
Hier das Tal mit seinen Hangschultern auf denen die Statuen stehen.
Und die schauen z.B. so aus. Die Ältesten (wie diese hier) sind mehr als 3000 Jahre alt und standen die ganze Zeit im Urwald herum.
In solchen Steinsarkophagen wurden die Toten bestattet, und die Statuen zur Bewachung davor platziert.

Vor 3000 Jahren muss das schon ziemlich Eindruck auf die Leute gemacht haben, solche grimmigen Gesichter...
... und vor allem diese hier - zum Fürchten!!!
Gleich mitgenommen habe wir auch noch den höchsten Wasserfall Kolumbiens...

...den man am besten von dieser Aussichtsplattform aus sieht.
Was wohl der österreichische TÜV zu diesen leichten Mängeln an der Plattform sagen wuerde?

Blöderweise blieb der Jeep im Schlamm stecken und die Männer mußten ran. Man kennt ja französisch Pause machen, die französische Verabschiebung - was wir allerdings noch nicht kannten war französisch Autoanschieben :-)
Die Stätten wurden dem Urwald wieder abgerungen und in einen schönen Park verwandelt.

Spongebob anno 500 a.d.
Dieses Volk ließ sein handwerkliches Koönnen nicht nur an Steinstatuen aus, sondern schnitzten auch mal Gesichter mitten in Wasserläufe hinein.

In dieser Region wird auch Zuckerrohr angebaut, wobei wir uns die Gewinnung des Zuckers anschauten. Hier wird das Rohr zermahlen um den Saft zu gewinnen.
Dieser Saft wird in mehreren Schritten erhitzt und eingedickt.
Um ihn schliesslich in verpackungsfertige Klotze zu gießen, und fertig ist eines der Hauptexportgüter Kolumbiens.
Alles in allem ein wunderschöner Tag bei strahlendem Sonnenschein...
... nach dem man sich eine Siesta in der Hängematte redlich verdient hat!


Freitag, 29. Juni 2012

Kolumbien - Popayan und Tierradentro


Nach 7 Wochen Ecuador ging es in Richtung Norden über die Grenze nach Kolumbien. (Inklusive schlechtem Start mit erstem Taschendiebstahl/Geldbörsenverlust? ). In rasendem Tempo fuhren wir in klapprigen Minibussen an den Abrisskanten 1000m tiefer Schluchten entlang. Die "Was wäre wenn" Frage sollte man sich dabei besser nicht stellen. Vor allem weil sich die Busfahrer alle für Hobby-Formel 1-Fahrer halten...


Nichtsdestotrotz waren wir mehr mit der unglaublichen Landschaft und den uns in südamerikanischen Bussen ständig begleitenden Gewaltfilmen beschäftigt.

Gut in der ersten größeren Stadt, Popayan, angekommen, bestaunten wir die komplett in Weiss gehaltenen, fast 500 Jahre alten Kolonialbauten. Daher auch cuidad blanca genannt.

  

Auch scheint der Luxus in Kolumbien langsam Einzug zu halten, da sich fast alle einen Hund leisten, und diesen für den Sonntagsausflug auch noch passend einkleiden.

Gleiches Bild?
Ein Aspekt, der uns auf unseren Reisen durch Südamerika immer wieder aufgefallen ist, ist der, daß sie es offensichtlich nie schaffen den frischen Beton entsprechend abzusichern. Ob Radspuren, Schuhabdrücke oder wie hier Hundepfoten, irgendwas ist immer zu finden :-)
Um uns auch wieder einmal sportlich zu betätigen,  liehen wir uns Räder aus und fuhren die 30km und 1000Hm nach Coconuco, um uns wieder mal in Thermalquellen zu erholen. 

Nachdem wir in strömenden Regen (die Bilder täuschen) die letzten Kilometer zurueckgelegt hatten, freuten wir uns schon richtig auf das heiße Wasser. Die Ankündigung, daß man in einem Becken sogar Eier in 7min kochen kann, hielten wir da noch für eine Mähr.
Das zögerliche Hineinhalten der Füße aller Besucher (inklusive uns mit angespanntem Gesichtsausdruck) bestätigte jedoch diese Aussage, gottseidank gab es auch Becken mit wohltemperierterem Wasser...
Versteckt im Hinterland in Richtung Amazonasbecken (6 Stunden Ruckelpiste für sagenhafte 100km) liegt das UNESCO-Weltkulturerbe Tierradentro, ziemlich verschlafen für diesen pompoes klingenden Titel. Highlight ist jedoch nicht das einzige Restaurant im Dorf das um 19 Uhr seine Pforten schließt, oder das Internetcafe mit einem Computer...

...sondern diese Anlagen hier - ziemlich spektakulär, oder?
Era una broma, nein im Ernst, unter diesen Dächern steckt etwas Einzigartiges, das es auf der ganzen Welt in dieser Form nur hier gibt: Höhlengräber einer erloschenen Kultur, noch ziemlich unerforscht und mit vielen Rätseln. Jedenfalls mehr als 2000 Jahre alt.

Vor Vandalen und Grabräubern geschuützt, geht es durch solche Abgänge in die Tiefe.

Ursprünglich mit Erde verschüttet, wurden diese vor ca 60 Jahren entdeckt und zum Teil wieder freigelegt, Hunderte warten immer noch auf ihre Ausgrabung.
Teilweise geht es mehrer Meter über Wendeltreppen hinunter...
... wo diese aus dem Fels herausgehauenen Gräber zu sehen sind. Die meisten von ihnen sind wunderschön bemalt und haben Fresken an den Wänden, wie hier Gesichter.
  

Die Asche der Toten wurde in solchen Tongefäßen in den Höhlen hinterlassen, oftmals mit reichen Grabbeigaben aus Gold und Silber.
 


Dank unseres Tripols und Marlenes guter Kenntnisse im Umgang mit der Kamera, entstanden diese schönen Bilder, weil Blitz war in den dunklen Höhlen leider verboten.

 

Ganz schön anstrengend 8 Sekunden lang still zu stehen fuer ein Foto :-)

Auch die Fussball-EM geht nicht ungesehen an uns vorbei, hier z.B. mitverfolgt auf dem einzigen Fernseher des Ortes... Deutschland, schlaaaand!!!