Da wir nun Südamerika
verlassen haben und somit schon mehr als die Hälfte unserer Weltreise vorrüber
ist, haben wir uns gedacht, es ist Zeit das Erlebte ein bisschen Revue passieren
lassen.
Was ist anders wenn man 7 Monate reisend verbringt? Was ist
besonders an Südamerika, was ist uns aufgefallen, was ist uns abgegangen. Hier
eine kleine Zusammenfassung…
Aber mal vorweg, wir haben hier in Südamerika wahnsinnig
viel erlebt, sehr viele nette Menschen
kennen gelernt und die Lebensweise der Menschen versucht zu verstehen und
zu teilen. Viele Dinge hier sind allerdings anders, manche haben wir
verstanden…andere weniger. Folgende Eindrücke sind aber natürlich nur ein kleiner Auszug derer, die uns bislang untergekommen sind...
Uns ist unter Anderem
aufgefallen…
…dass wir anders ausschauen als die Einheimischen, was uns
logischerweise nichts Neues war. Interessant fanden wir nur, dass trotzdem es hier in einigen Ländern Südamerikas relativ viele Weiße
gibt und obwohl man sich ähnlich kleidet und sich bemüht
die Landesprache zu sprechen, wird man als Tourist sofort erkannt. Es ist einem
offensichtlich ins Gesicht geschrieben…vor allem sobald unsere bunten Regenjacken
notwendig sind, ist alles klar.
…dass zum Teil der Einfallsreichtum etwas beschränkt ist. A lá „Ist der Nachbar mit etwas erfolgreich, mach ich das auch und zwar genau das
gleiche, das hat sich ja offensichtlich bewährt“. Daher gibt’s hier
Waschmaschinenstraßen, Besenstraßen,
Schuhstraßen usw. und an Busterminals
gibt’s daher meistens auch in jedem Laden exakt das Selbe.
…dass es in Kolumbien eine
Softdrinkgeschmacksrichtung gibt, die „Colombia“ heißt. Es konnte uns keiner erklären was das
für ein Geschmack ist, wir könnens auch nicht…
Und hier ein Apfelsaftgetränk mit Kohlensäure...die Farbe verstanden wir ursprünglich nicht wirklich, aber eigentlich ganz logisch, reife Äpfel sind ja schließlich auch rot! |
...dass hier unheimlich viel frittiert gegessen wird, daher gibt es
auch an jeder Straßenecke die sogenannten Pollo Broasters. Auch fast alle
„chinesischen Restaurants“ servieren ausschließlich Brathendl mit Pommes. Manchmal ja ganz lecker, aber dauernd diese im Fett schwimmenden Pommes...boahhh
…dass man Essen von der Straße durchaus essen kann ohne krank zu werden, wenn man das mit Hausverstand tut und ein bisschen Glück hat :-)
… dass der Umgang mit Kindern hier sehr relaxed ist.
Vorallem was Säuglinge betrifft, es wird überall und bei den
unterschiedlichsten Tätigkeiten gestillt, während dem Mopetfahren (haben wir
leider nicht auf Foto bekommen!), am Marktstand und während der Häckelarbeit…
... dass je ärmer ein Land ist, umso mehr Kinder auf dem
Rücken getragen werden (was für uns sehr praktisch ausgeschaut hat) und die
Anzahl der Kinderwägen mit höherem Wohlstand potenziell ansteigt.
Das Zigarettenrauchen übrigens auch, vorallem bei Frauen!
Das Zigarettenrauchen übrigens auch, vorallem bei Frauen!
…dass hupen hier Volkssport ist. Logisch, wenn man hupt schaltet die rote Ampel auch schneller auf Grün! Nicht gewußt?
…dass es viele nicht fertig gebaute Häuser gibt, die nicht
nur unverputzt, sondern auch statisch gesehen, Bruchbuden sind…halten aber
trotzdem J
…dass es in allen Ländern Südamerikas Straßenhunde gibt…und
nicht wenige
... und dass sie sehr gerne die Nähe des Menschen suchen, vorallem lieben sie es Polizisten zu begleiten, da kommen sie sich wahrscheinlich besonders wichtig vor :-) |
…dass die Menschen hier, gleich wie in asiatischen Ländern, vom
kleinen Finger weg zählen. Wir fangen ja immer mit dem Daumen an.
…dass die Schärfe von Messern in Hostalküchen etwas über die
Qualität des Hostals aussagt.
…dass in Brasilien Getränke und Süßigkeiten extrem süß
sind. Auch Cola, Fanta usw. sind süßer als daheim.
…dass das Mateteekännchen und die Thermoskanne für Argentinier und Südbrasilianer wie die Handtasche einer Frau ist, immer und überall mit dabei.
…dass das Mateteekännchen und die Thermoskanne für Argentinier und Südbrasilianer wie die Handtasche einer Frau ist, immer und überall mit dabei.
Wir waren erstaunt…
…darüber, dass in Kolumbien und Ecuador die Lebensmittel in
Supermärkten fast gleich teuer waren wie bei uns Zuhause. Jedoch bei wesentlich niedrigerem Einkommen. Einkaufen in Supermärkten scheint den Reichen vorbehalten zu sein.
…darüber, dass man Einheimische (vorallem in den ärmeren
Ländern, Kolumbien, Ecuador usw.) hier nie lesen sieht. Auch nicht bei stunden-
und tagelangen Busfahrten, Boottrips oder sonst wo
...darüber, dass Indigene kein Insektenrepellent verwenden,
und trotzdem keine Stiche bekommen…
…wie teuer Brasilien ist, eine Pizza unter 15- 20 Dollar zu
ergattern, fast unmöglich…
…über so manche brasilianische Männerhand…
…wie einfach es in Südamerika ist, öffentlich von A nach B
und auch ins hinterste Nest zu kommen. Kannten wir schon, hat uns aber wieder
erfreut.
Womit wir uns geplagt
haben…
…mit dem Koreander, den die Marlene gar nicht mag. Und der in
südamerikanischen Speisen wie Salz und Pfeffer verwendet wird, boahhh
…Tropenluft, macht speziell auf Booten innerhalb kürzester
Zeit klebrige Haut, warum wissen wir nicht…
Wir haben uns
gewundert…
…über die vielen fehlenden Kanaldeckel, scheint hier eine super Einnahmequelle zu
sein die zu verhökern! Jedenfalls Hans-Guck-in-die Luft kann hier bitter enden
…über so manches Hostal Bett, in dem man sich vor lauter weich nicht umdrehen kann, weil man ständig wieder zurückrollt
|
…über die Miniaturwaschbecken, die sogar für Marlene zu niedrig waren und dazu noch die Futziwutziwasserhähne, unter die man nicht einmal zwei Finger bekommt
|
…darüber, wieviel Wert auf Verkehrsregeln gelegt wird…
…nach dem Motto „der Stärkere gewinnt“, Fußgänger haben hier
keine Rechte, es bleibt so gut wie nie ein Auto an einem Zebrastreifen stehen, nicht einmal für Mütter mit kleinen Kindern
(haben wir nicht nur einmal beobachtet und sind auch nicht nur einmal fast umgemäht
worden….)
…sogar dieses „Zebra“ der bolivianischen Kampagne „Am Zebrastreifen haben Fussgänger Vorrang“ haben sie fast umgeführt! |
…darüber, dass die Brasilianer Fremdsprachen
verweigern, trotz anstehender Großereignisse wie Olympia und Fussballweltmeisterschaft
…über die fahrenden Kühlschranke, auch Busse genannt. Und
keiner der Einheimischen konnte uns erklären warum sie alle bis aufs letzte
heruntergekühlt werden. Sie sind immer nur alle brav mit Wollmützen und dicken
Decken eingestiegen, als wär das bei 30 Grad Außentemperatur das Normalste der
Welt. „Das ist halt so…“. Hinterfragt wird hier wenig…
Standardausrüstung beim Busfahren: dicker Pulli, Jacke, Schal, Schlafsack...und nicht zu vergessen, Schlafbrille und Ohrenstöpsel! |
Wir waren erschrocken darüber….
…dass im Stadtzentrum von dem sonst so schönen Medellin (Kolumbien), so viele Drogensüchtige wie Leichen herumliegen und es keinen geniert ob die noch leben oder nicht. |
Wir haben uns geärgert…
…über den Wander- und Bergtourismus hier, der leider zum
Großteil ein bisschen anders gehandhabt wird als bei uns Zuhause. In vielen Ländern
Südamerikas (vorallem Ecuador und
Kolumbien) muss man sich für jede Pimperltour einen Guide nehmen, meistens mit der
Begründung, dass sich die Wetterverhältnisse hier schnell ändern können (was
sie bei uns ja nie tun) und man leicht verloren gehen kann. Wir meinen, es ist
größtenteils eine reine Geldmacherei…sehr ärgerlich
…dass in fast allen bolivianischen Hostals Klopapier im
Preis nicht inbegriffen war, vorallem ärgerlich wenn man darauf erst kommt, wenn man schon über der Schüssel steht :-)
…dass Verkäufer in den ärmerem Ländern nie Wechselgeld
haben, nicht einmal wenn man 80Cent mit 1€ zahlen möchte...
Was wir nicht so
schnell vermissen werden…
… Kloschüsseln die mit Wasser gefüllt sind und daher
spritzen wenn was reinfällt
… das benützte Klopapier immer in einen nebenan stehenden
Mülleimer werfen zu müssen. Da die Abwassersysteme nicht für Papier gemacht
sind…(wobei wir jetzt in Neuseeland echte Probleme haben uns wieder
umzugewöhnen :-)
…dauernd mit
Flipflops duschen zu müssen
…immer auf all unsere Sachen (besonders Wertsachen) so
aufpassen zu müssen, sobald man auf die Straße geht
…arbeitsunmotivierte Leute, bei denen man das Gefühl hat,
man stört sie in ihrer Freizeit, wenn man bei ihnen was kaufen möchte
Was uns schon ganz
bald abgehen wird…
…die vielen total friedlichen und ihr eigenes Leben
führenden Straßenhunde
…den leckeren frischgepressten Orangensaft vom fahrbaren
Orangenmann um 50 Cent
…Doppelzimmer, so günstig, dass es für zwei Personen fast
keinen Unterschied macht ob man Dorm oder Zimmer nimmt…
und natürlich ganz ganz viele andere Sachen, die hier jetzt
nicht alle Platz haben.
Tja und wie gestaltet
sich das „Langzeitreisen“ für uns sonst so?
Also um all die Dinge, die in den vorangegangenen Posts
beschrieben sind zu entdecken, haben wir in den letzten 7 Monaten viel Zeit in
Transportmitteln verbracht.
Wir sind Tage und Nächte lang Bus gefahren und haben alle
möglichen anderen Verkehrsmittel herangezogen um weiterzukommen, Boote, Fähren,
Züge, Trucks…
…von Zeit zu Zeit haben wir auch ein Taxi genommen und haben
dabei viele nette und hilfreiche Taxifahrer, aber auch viele Gauner erlebt…die
gibt es wohl auf der ganzen Welt…
…so eine Windschutzscheibendeko sieht man allerdings hochstwahrscheinlich nur hier… |
...und dann bekommt man oft nur so ein Ticket! |
… und wir haben täglich unser Spanisch auf die Probe gestellt, wobei wir im Allgemeinen viel mehr Englisch gesprochen haben…Touris bleiben oft zwangsläufig häufig unter Touris…
…wir haben, wenn wir auch immer wieder mal ein Doppelzimmer hatten, trotzdem sehr oft in Stockbetten geschlafen…
...tausende Male unseren Rucksack ein und ausgepackt…
…ihn Hügel hinauf- und hinuntergetragen, durch
Menschenmassen und Bustüren gezwängt, auf Trucks und Busdächer gehievt…
...und wir
haben ihn sehr liebgewonnen. Auch wenn er immer schwerer wird und wir nicht
genau wissen warum.
Trotz all den schönen Sachen die wir hier erleben durften, gibt es natürlich auch Dinge die einem auf so einer Reise abgehen...wie beispielsweise:
Trotz all den schönen Sachen die wir hier erleben durften, gibt es natürlich auch Dinge die einem auf so einer Reise abgehen...wie beispielsweise:
…gespritzer Apfelsaft (ohhh was ich für den nach einer
Wanderung oft geben würde!!!)
…sich auf die Kloschüssel setzten zu können (kein Schmäh, im
Stehen ist das im wahrsten Sinne des Wortes „scheiße“). Wir setzten uns aus Ekel nämlich nicht hin.
…angeschriebene Fixpreise in Geschäften
…Gemüse im Essen. Das wird hier nur in homeopatischen Dosen
Gerichten beigefügt
…am Ende eines Tages “heimzukommen“, sich gemütlich auf die
Couch setzten und in die Glotze schaun zu können
…Wasser aus der Leitung zu trinken
…das Motto „der Gast ist König“, das wird hier leider noch
nicht gelebt, ist wohl eine Wohlstandserscheinung
…eine eigene Küche zu haben, in der man richtig aufkochen
kann. Hier mussten wir immer alle Zutaten genau für das jeweilige
Gericht kaufen und alles was überblieb sowie Gewürze, Öl usw. mitschleppen, das schränkt schon ein und
wiegt einiges!
Was uns bei dieser
Reise über uns aufgefallen ist...
…dass wir über 200 Tage lang, 7 Tage die Woche, 24 Stunden
am Tag gemeinsam verbringen können, ohne uns gröber auf die Nerven zu gehen,
wir das sogar richtig genießen!
… dass wir mit sehr wenig auskommen können und alles was wir derzeit
zum Leben brauchen offensichtlich in einem Rucksack passt…
… und dass wir sehr gut gepackt haben. Bislang haben wir
nichts zukaufen müssen, aber auch keine einzige Sache die wir mithaben noch
nicht gebraucht…außer unserer Trillerpfeife
…dass wir lieber deutsche Bücher lesen als Englische, oder gar Spanische. Haben wir zwar gemacht, das war allerdings Arbeit und kein Spass.
…dass wir unsere 4 Jahreszeiten lieben, jeden Tag 6 Uhr
Sonnenaufgang, 6 Uhr Sonnenuntergang und zwar 356 Tage im Jahr kann echt nix
(Ecuador), vor allem wenn man im Dunklen nicht mehr raus soll!
…dass Georg weniger Zahnpasta braucht als Marlene
…und Marlene mehr Klopapier braucht als Georg…eigentlich
braucht sie überall mehr J
…dass uns unsere Familien und Freunde sehr abgehen, wobei
Skype das ganze wesentlich erleichtert…
…dass man tatsächlich mit 2 Paar Schuhe mehr als ein halbes
Jahr auskommen kann….toll ist das aber nicht und Marlene vermisst nicht nur
ihre Schuhsammlung sondern auch ihre Klamotten, dauernd das Gleiche anzuhaben,
ist nicht sehr befriedigend für Damen.
…dass wir 7 Monate reisen können, ohne ernsthaft
krank zu werden
Und hier noch ein paar Antworten auf Fragen
die wir von Zuhause oft gestellt bekommen…
…Highlights? ...Highlights
gab es ganz viele, herausgestochen sind aber mit Sicherheit die Galapagos Inseln
…schönstes Land?...alle Länder sind auf ihre Art und Weise
schön…am meisten überrascht hat uns aber Kolumbien, wir hatten kaum
Vorstellung, wenig Erwartung und wurden von dessen Schönheit,
Abwechslungsreichtum und den unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Menschen
überwältigt
…Geld?....nein, wir sind nicht mehr in unserem geplanten
Budget… werden aber trotzdem überleben J
Wir versuchen natürlich wo es geht zu sparen, aber wir wollen auch
nicht auf Highlights verzichten müssen (a lá nach Paris fahren und nicht auf den
Eiffelturm rauf). Die Sache ist nur, dass die Preise hier in Südamerika (vor
allem Kolumbien, Brasilien, Argentinien und Chile) zum Teil um 100 % gestiegen
sind in den letzen 5 Jahren, vorallem was Transport und Unterkünfte betrifft.
…wo wir Weihnachten feiern? Tja, leider nicht am Ort unserer
Wahl, nämlich Zuhause bei unseren Familien. Aber wir versuchen das Beste aus
der Situation zu machen und haben uns am Heiligabend in einer
Selbstversorgungshütte eines schönen 4 Tagestrecks einquartiert. Aber richtig
weihnachtliche Stimmung ist bei uns heuer ohne Schnee, Kekse und Glühwein
leider nicht eingetreten…wir genießen es aber trotzdem und denken an Zuhause!
Und wollen auf diesem Weg unseren Familien, Freunden und
Bekannten ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2013
wünschen!
Wir schicken euch sonnige Weihnachtsgrüße vom anderen Ende
der Welt, aus Hobbitland mit riesigen Baumfarnen!