"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Sonntag, 24. März 2013

Laos - Luang Nam Tha

Nachdem unsere Aufnahmefähigkeit an Wats vorerst ausgeschöpft war, wollten wir wieder etwas mehr Natur erleben, und dazu bietet sich Laos als direkter Nachbar Thailands perfekt an:
So ging es zunächst durch die Tiefebene Nordthailands entlang endloser Reisfelder...
...an den Grenzfluss, dem Mekong. Heutzutage bekommt man als Europäer fast überall auf der Welt ein Visa-on-arrival, das jedoch erst nach einem Kampf mit endloser Zettelwirtschaft ausgestellt wird:
Teilweise werden da für uns etwas befremdlich wirkende Fragen gestellt. Arier haben wir uns dann doch nicht getraut hinzuschreiben. Das könnte uns ansonsten zum Verhängnis werden, sollten wir uns irgendwann einmal um einen Politikerposten in Österreich bewerben...
Sollte es sich bei den Laoten um ein Volk von Rassisten handeln?
 
Aha, also doch! Der Blick auf die erste Speisekarte des Landes bestätigt unsere Vermutung. Man bekommt sogar frittierten Chinesen in Austernsauce. Unglaublich :-)
Wir fühlten uns trotzdem heimisch, ist Laos doch von unzaehligen Bergen und Hügeln durchzogen.
Die Laoten leben entgegen dem weltweiten Trend noch zur überwiegenden Mehrheit in Dörfern am Lande und verdienen ihr Einkommen durch...
...Landwirtschaft, wobei fast alles noch in mühsamer Handarbeit erledigt wird. Gut wenn man auf die Dorfgemeinschaft oder große Familien bauen kann.
Ein kleines Zubrot verdienen sie sich oft durch den Verkauf des Produktes in den Eimern hier (ja auch Schweinen)...
...Bananen-, Reis- oder Holzbrei, der auf feine Netze getrocknet wird und fertig ist das selbst hergestellte Papier!
 
 Wir wollten die günstigen Preise in Laos noch einmal nutzen um einen Trip in den Dschungel zu machen, gestartet wurde dieses Mal mit dem Kajak den Nam Tha hinunter:
Mittlerweile gehören wir ja fast schon zu den Flussprofis.
Es war allerdings auch fahrtechnisch eine Herausforderung, da gerade Ende der Trockenheit herrscht und der Fluß oft nur noch wenige Meter breit und komplett seicht ist.
 
Hier hat nicht jemand wegen der rasanten Fahrt auf ein Bananenblatt gespieben, es handelt sich um unser Mittagessen. Typisch laotisch serviert auf Bananenblättern.
Aber es sah schlimmer aus als es schmeckte, und am ersten Tag der Tour konnten wir sticky rice noch sehen :-)
Schliesslich kamen wir an unserem Tagesziel an, einem der zahlreichen Minderheitendörfer. In Laos leben dutzende verschiedene Völker nebeneinander her. So kann ein Dorf von Khmu bewohnt werden,  und das andere 3km weiter von Hmong. Jeweils mit komplett verschiedener Sprache, Kultur etc..
Was sie alle eint ist die Einfachheit ihres Lebens. Was uns jedoch positiv auffiel, ihre Dörfer waren picobello sauber, und selbst die Kinder greifen schon zum Besen. Ein Beweis für unsere Theorie, dass Armut nicht gleichbedeutend mit Dreck sein muss.

Die etwas Wohlhabenderen haben sogar einen Traktor, der auch als Auto benutzt wird.
Darf auch in keinem Haushalt fehlen: die Vorratskammer auf Stelzen, um Schädlinge wie Ratten abzuhalten die Ernte zu fressen.
So leben in diesen Dörfern noch Hund, Katz, Schwein, Huhn...etc. und Mensch in trauter Vereintheit zusammen (und wir wissen endlich woher die Schweine-, Hühner-, ...-grippen ihren Ursprung haben :-))
 Und wir hatten die seltene Gelegenheit im Rahmen eines Homestays bei einer dieser Familien zu uebernachten:
Nein, das ist nicht Opas Rumpel- oder Bastelkammer, sondern eine typische Küche am Lande! Was brutzelt denn da Leckeres über dem Feuer?
Hmmm, Ratte. Aber leider so wertvoll, dass wir nichts davon abbekamen. Eigentlich schade :-)
Und am Abend versammelt sich wie weltweit, die Familie, von der Oma bis zum Kleinkind, um den Fernseher. Mit gewaltätigen Docusoaps, wo mindestens alle 2min einer stirbt... Man beachte auch die zahlreichen Poster und Fotos an den Wänden...
...und die Grossaufnahme offenbart, wie sich eine laotische Familie vom Lande ihr Traumleben vorstellt: mit fetter Villa und Mercedes SLK in den Auffahrt.
Geschlafen wird in einem Raum. Teilweise mehrere Familien zusammen: In unserem Fall 2 Familien, 4 Generationen und 15 Personen. Und wir. Und am nächsten Morgen wussten wir wieder einmal wieso wir unser Moskitonetz mit auf die Reise genommen hatten :-)
 Schliefen wir die erste Nacht noch in einem eher wohlhabendern Dorf (dank der Lage an einer Strasse), ging es für unsere zweite Nacht noch weiter ins Hinterland, einen 4h-Fussmarsch vom letzten befestigten Weg durch dichtes Grün:
Umso verwunderlicher, selbst hier am Ende der Welt, in einem der ärmsten Länder der Erde: Satellitenschüsseln. Da stellt sich die Frage wo kriegen die den Strom dafür her?
Hierher, selbst ist der Mann: Fluss aufgestaut, Elektromotor mit Schiffsschraube versehen, rein in die Strömung...
...noch schnell eine Hochspannungsleitung zusammengezimmert - fertig!
Was uns auffiel, die meisten Reisfelder in Laos sahen so aus, abgeerntet. Traditionell wurde Reis immer einmal im Jahr, zu Beginn der Regenzeit gesetzt und geerntet. Zwar ist jetzt gerade Trockenzeit, dennoch wird z.B. 100km Luftlinie weiter, in Thailand, 2x im Jahr eine Ernte eingefahren. (Wasser ist auch in Laos zu genüge vorhanden) Auf unsere Frage, wieso die Menschen in Laos nicht auch 2x saehen und ernten, kam die simple Antwort unseres Fuehrers: Too much work. Da stellt sich fuer uns dann schon die Frage, ob die Armutsbekämpfung nicht auch mit etwas Fleiß angegangen werden könnte...
Aber die Kinder wachsen zumindest noch so auf wie man es aus Astrid Lindgrens Kinderbüchern kennt, fröhlich spielend in der Natur.
Obwohl eigentlich sollten die Kinder vormittags eher hier sein, in der Schule. Fast jedes Dorf hat mittlerweile eine Grundschule, wobei das Schuldgeld 3Euro pro Jahr betraegt. Nur sahen wir in fast keiner Schule Lehrer bei der Arbeit. Hier zum Beispiel musste der Lehrer irgendwas in der Stadt erledigen, dann fällt halt die Schule für 3 Tage aus...
Auch wenn es eine sehr lehrreiche Erfahrung war in diesen entlegenen Dörfern zu sein, kamen wir uns trotzdem grösstenteils etwas fehl am Platz vor. Wobei (wie hier Marlene) dieser fehle Platz, oft der einzige war den es gab :-) Beim Abendessen in selben Raum standen 3 Einheimische vor dem Tisch und sahen uns beim Essen zu. Um zu schauen ob es uns schmeckt...

...wobei wir uns bei DEM auf dem Teller, echt zusammenreissen mussten, freundlich lächelnd weiterzuessen. (Best of Huhn: Kopf und Füsse...)
 
Für die letzten 2 Tage ging es noch weiter in den Dschungel hinein, weg von der letzten menschlichen Ansiedlung, und dort sieht es vor allem so aus:
Grün.
Mehrer Flüsse mussten durchquert werden um schliesslich im...
...Dschungelcamp anzukommen. Schlafen am Boden auf Plastikfolie mit luftigen Wänden.
Und dass unsere Führer ziemlich auf zack waren, bewiesen sie mit ihrer handwerklichen Geschicklichkeit. Aus ein paar Bambusstangen und Blättern wurde quasi unser Kochgeschirr, Kochtöpfe und Besteck hergestellt.
Reis in Blätter verpackt, mit Grashalmen zugeschnürt...
...rein in die auf einer Seite offene Bambusstange, Wasser dazu...
...ins Feuer gestellt, und 1h später war einmal die Grundlage des Essens vorhanden.

Auch für Protein wird gesorgt, und zwar mit Fisch. Und gefischt wird in Laos noch wie richtige Männer es machen: mit Taucherbrille und selbstgebastelter Harpune:
Klein, aber lecker, können wir nur sagen.
Dann gings zur Feinarbeit über.
Und keine 5min (!) später waren Becher, Stäbchen und Löffel fertig. Sogar noch verziert!
Chilli darf natürlich auch nicht fehlen.
Und so sieht dann das fertige Endprodukt aus, ein reich gedeckter Tisch in Grün und Weiss. Das war übrigens Georgs Geburtstagsessen. Einmal etwas anderes. Nur der Geburtstagskuchen sah heuer so aus:
Auch sehr lecker.
Vereinzelt findet man auch noch richtige Urwaldriesen, die paar die die Chinesen in Laos noch übrig gelassen haben...
Zum Abschluss noch eine Demonstration, wie simpel, aber doch genial, der Mensch auf die Jagd geht (ging). Hier eine Falle für kleine Nagetiere, die Song unser Führer, aus ein paar Stecken und einem Messer zusammenzimmerte. Der obere Stecken schnappt bei der leisesten Berührung des Halms in der Mitte mit brutaler Wucht auf den unteren. Brutal aber effektiv.

Der war sicher vor uns.

Der auch. Vorerst.
Wir waren froh ein ursprüngliches Stueck Laos gesehen zu haben, bevor der Wirtschaftsaufschwung (und die Chinesen) das wahrscheinlich alles zunichte gemacht haben werden.