"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Donnerstag, 30. August 2012

Panama - Kanale grande

Eigentlich wäre auf der Liste unserer Weltreise als nächstes Land  Venezuela gestanden. Da uns die derzeitige politische Situation dort jedoch zu unsicher war, und uns ja quasi alle Welt offen steht, war schnell Ersatz gefunden: Panama.
Bevor es jedoch dorthin ging mussten noch 2 Fragen geklärt werden
1.: Wie heissen jetzt die Einwohner Panamas? Panamanesen... Panamananer... Panamequen... Panamaer...
2.: Wie kommt man da hin? Was nämlich kaum jemand weiss, die große Panamerikana, Traum jedes Desperados, reicht von Alaska bis Feuerland, hat jedoch eine 150km lange Lücke, und zwar genau zwischen Kolumbien und Panama. Drogenhandel und sonstige zwielichtige Interessen verhindern bis heute die Fertigstellung. So kommt man nur mit dem Boot oder dem Flugzeug von A nach B.
Bootl fahren, ist doch viel interessanter als Fliegen. So wurde in Cartagena alles für die Überfahrt organisiert, und wir stachen mit der Independence (vor der Skyline der Stadt) in See.
Die Segel wurde gesetzt (leider nur zu Showzwecken, wurde doch alles aufgrund von Flaute mit dem Motor zurückgelegt)...
 
...und der Anker gelichtet, und los gings. Im Hintergrund ist unser Kapitän Michael, ein 67-jähriger slowenischer Seebär zu sehen. Wehmütig berichtete er uns gleich beim Losfahren von den guten alten Zeiten, wo solche Überfahrten von riesigen Dolphinherden begleitet wurden, und ganze Schwärme von fliegenden Fischen auf dem Boot landeten. Alles vorbei seit die "japanese fuckers" mit ihren "fucking" Treibnetzen alles leerfischen - "Fuckers".
 
Ja die gute alte Zeit, aus dieser stammt wohl auch unser Autopilot aka Spanngurt 1958 :-)
...gute alte Zeit...fliegende Fische..."japanese fuckers"....
bis sich Folgendes um 3 Uhr früh auf Schiff abspielte:
M: Georg. Georg. GEORG! Bist du wach?
G: Mmmh.
M: GEORG! Aufwachen!!
G: Mmmmmmhhh.
M: GEORG, da ist was in unserem Bett!
G: Was denn?
M: Da ist irgendein Viech neben meinem Kopf.
G: (Mann, was ist denn jetzt schon wieder? Was für eine riesen Killermücke wird sich den heute in unser Zimmer verirrt haben. Immer müssen die Männer das ausbaden)  Ja ich schau mal, warte ich mach das Licht an.
 
Und folgendes war dann zu sehen:
Unfassbar, wir würden es selber nicht glauben wenn wir nicht das Foto hätten! Ist doch glatt ein fliegender Fisch mitten in der Nacht durch die offene Kajüttüre, in unser Bett geflogen. Wahnsinn. Wurde wohl von den "japanese fuckers" vergessen. Wir haben ihn zumindest nach diesem Beweisfoto wieder in das Meer entlassen und es vorgezogen bei geschlossener Türe zu schlafen :-)

Um auch noch die zweite Aussage unseres Kapitäns als Seegarn zu enttarnen, wurden wir den ganzen nächsten Morgen von einer Herde Dolphine begleitet.

 
 
Nach soviel Aufregung haben wir uns Erholung an Deck verdient. Ging es doch 2 Tage auf offener See durch die Karibik...

...bis das erste Land in Sicht war. Ein Grund für unsere Entscheidung für die Bootsfahrt war auch der, dass wir die wunderschönen San Blas Inseln mitbesuchen konnten.
So stellten wir uns als Kinder immer die Karibik vor: eine kleine Insel, blaues Wasser und zwei Kokospalmen.
 
Welche 3 Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? Also Georg würde mit der Marlene anfangen...
 
 
Am zweiten Abend wurde uns das Essen fangfrisch an Bord gebracht:
 
Langusten, so viele man will. Da strahlte nicht nur Georg...


...sondern auch fast der ganze Rest der Gruppe.
 
Die nächsten 2 Tage standen uns quasi zur freien Verfügung, die wir z.B. mit Kajaken verbrachten.
 
 
Der fliegende Kranich: hunderte Yogolatesstunden und beinhartes mentales Training machen es möglich.
 
Mystische Stimmung vor einem Tropensturm.
 
 
Wassernixe.
 
Insgesamt ca. 300 Inseln gibt es, wobei fast alle von indigenen Familien der Kuna bewohnt sind. Alle 2 Jahre wird neu ausgelost welche Familie welche Insel bewohnen darf, auch wenn wir uns fragen was man auf einer Insel mit 20 Palmen den ganzen Tag so macht.
 
Dass wir mit leckerem Essen unterversorgt gewesen wären, können wir nicht behaupten. Ein wahrer Luxus täglich frische Meeresfrüchte geniessen zu dürfen.

Matrose KARL LUIS beim Zubereiten.

Langsam aber sicher senkt sich die Sonne über dem Paradies...
 
...welches leider auch Schattenseiten hat. Unglaublich was so alles im Meer schwimmt und den armen Leuten dort jeden Tag vor ihre Haustüre gespült wird...

...wir bevorzugen jedoch diese Seite.
 Einmal pro Monat gestehen wir uns auch eine Party zu, so auch auf den San Blas Inseln am letzten Abend. Unsere Party Nr. 3 (wir haben also noch einmal gut :-))
Marlene als Karl Luis.

Wobei bis früh in die Morgenstunden am Strand getanzt wurde.

Alles in allem ein schönes Erlebnis.

Am Festland angelangt, ging es dann in rasendem Tempo über eine sehr spektakuläre Strasse wie in einer Hochschaubahn in die Zivilisation:

nach Panama City.
 
wobei Alt und Neu im Stadtzentrum direkt nebeneinander liegen und einen ganz besonderen Reiz ausüben. Das historische Zentrum ist quasi eine einzige Baustelle, da ein Großteil der Häuser komplett verfallen sind und jetzt Schritt für Schritt wiederbelebt werden.
 
Inbegriff Panamas und eigentlicher Grund für die Entstehung des Staates ist jedoch der weltgrößte Kanal, erbaut im 19. und 20. Jahrhundert. Panama war nämlich bis 1904 eine Provinz Kolumbiens und wurde dann erst unter mithilfe der US-Amerikaner unabhängig, wobei als "Dank" für ihre Unterstützung die Amis den Kanal bauen durften und die Konzession auf 90 Jahre behielten. Heute noch ist der Kanal eine Meisterleistung der Ingenieurskunst und ist unverändert seit 1914 in Betrieb:
Insgesamt gibt es auf der 82 km langenWasserverbindung zwischen Atlantik und Pazifik 3 Schleusenanlagen, wobei die Spektakulärste an der Karibikseite liegt und am besten bzw. schönsten per Zug erreichbar ist.
 
Die Strecke führt teilweise am Kanal entlang und wurde schon während der 10 jährigen Bauarbeiten eingesetzt. Erste Eindrücke der Riesenkäne bekommt man auf der Fahrt.
 
Viele Schiffe weltweit werden nach der "Panamagröße" gebaut, was heisst, dass sie genau so groß sind, gerade noch in die engen Schleusen zu passen. Trotzdem sind sie riesengroß, die Größten fassen bis zu 4000 Container!
 
Ein Druchbruch auf Meereshöhe wie beim Suezkanal wäre zu kostspielig gewesen. Aus diesem Grund müssen die Schiffe von Meeresniveau auf den 26m höher liegenden Gatunstausee angehoben und auf der anderen Seite des Kontinents wieder abgesenkt werden, dabei werde insgesamt 6 Schleusenkammern durchfahren.
 

Sobald der Wasserstand ausgeglichen ist, werden die Käne mit Lokomotiven in die Schleusen gezogen und in der Spur gehalten.
 
Oft kein leichtes Unterfangen. Bei oben genannter Panamagröße passt links und rechts fast nur noch eine Handbreite dazwischen (die japanische Autoindustrie nützt offensichtlich jeden Zentimeter aus ;-).
 
Das Wasser wird abgelassen oder eingeschleust (je nachdem ob angehoben oder abgesenkt), die Schleusentore (Originale aus 1914!) geöffnet und weiter geht die 10-12 stündige Fahrt durch den gesamten Kanal.
 
...und die nächsten warten schon, 24h am Tag, durchgehend seit 98 Jahren, das Nadelöhr des Welthandels.
 
Nach soviel Technik wollten wir noch ein bisschen Natur geniessen und machten uns auf nach Boquete, einem kleinen gemütlichen Ort in den Bergen an der Grenze Costa Ricas.
Das Örtchen liegt in direkter Nachbarschaft zum höchsten Berg Panamas, dem erloschenen Vulkan Barú, welcher natürlich bestiegen werden wollte :-).
 
Wieder einmal ging es in stockdunkler Nacht los, um den täglichen Gewittern zu entgehen. Und unglaublich wie schnell sich alles ändern kann, vor 1 Woche hätten wir uns noch unmöglich vorstellen können, wieder einmal zu frieren. Gottseidank war unser Gaskocher mit von der Partie.

Belohnt wurden wir mit einem gewaltigen Sonnenaufgang über den Wolken.
 
 
Auch die restlichen Tage genossen wir die herrliche Landschaft.

Unglaubliche was man auf der Strasse so alles findet.

Das in die Luft gucken hat sich gelohnt, auch wenn wir nicht genau wissen was wir da entdeckt haben. Biologen unter euch, gebt uns eine Antwort!
 
Vasco Nunez de Balboa - hat wohl auch so geschaut, als er am 25.9.1513 als erster Europäer den Isthmus des amerikanischen Kontinents durchquerte und den bis dahin unbekannten Pazifik erblickte. Damit war klar, dass Kolumbus nicht Indien entdeckt hatte!
 
Panama war einen Abstecher wert, und hatte auf jedenfall mehr zu bieten als "nur" einen Kanal!