"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Donnerstag, 4. April 2013

Laos - Ein Höhlentrip den Fluß hinunter

Laos hat als Binnenstaat zwar kein Meer mit Strand zu bieten, jedoch wird das Land fast zur Gänze vom Mekong durchzogen. Was lag da näher als den Schifffahrtsweg zum Vorwärtskommen zu nutzen:
So ging es diesmal mit dem Longboat von Muang Kong nach Muang Ngoi Neua. Die Ortsnamen sind in Asien wahre Zungenbrecher, und man muß aufpassen dass man am Busbahnhof nicht in den total falschen Bus einsteigt :-)

So tuckern die Boote gemütlich den Fluß hinunter, während man dem Treiben am Fluß beiwohnen kann.
Wasserbüffel in gewohnt brauner, und neuerdings auch rosa Ausführung.

Fischen scheint bei den Laoten Volkssport zu sein. So sieht man schon die 5 Jährigen mit Taucherbrille und Harpune (siehe letzten Post) durch das Wasser wühlen, während die ältere Generation es eher gemütlich vom Boot aus angeht.

Und nach 6h Fahrt verengen sich die Ufer und türmen sich zu hohen Karstbergen auf. Der Fluß hier, Nam Ou, ist übrigens erst ein Zubringer des Mekongs.
Und inmitten dieser Berge liegt eben Muang Ngoi Neua. Nur über den Fluß zu erreichen. Idylle pur...

...wo gibt es denn sonst noch auf der Welt fleißige Waschweiber zu sehen?

Stimmung zu Sonnenuntergang in Nong Kiev, ein Stückchen flußabwärts.

Hmm, die typischen roten Gewänder der buddhistischen Mönche. Wo sind die Mönche dazu?

Aja, beim Plantschen :-)
Was die Wenigsten wahrscheinlich wissen werden, Laos gehört zu den am stärksten bombardierten Ländern der Erde. So verlief ein Großeil des berühmten "Ho Chi Minh - Pfades" während des Vietnamkrieges auf laotischer Seite, was die Amerikaner dazu veranlaßte die Operation "Rolling Thunder" zu starten. Hierbei warfen sie mehr als 2 Mio Tonnen Bomben ab, was aufgerechnet pro Laoten 2500kg bedeutete. Die Freude darüber hielt und hält sich in Grenzen, so sterben heute noch ca. 50 - 100 Menschen  jährlich durch explodierende Blindgänger.

Den Krieg entscheidend zu drehen schafften die Amerikaner wie wir wissen nicht. Die Laoten versteckten sich nämlich in ihren tausenden Höhlen, die das ganze Land durchziehen. Die Höhleneingänge waren meist wie dieser gut getarnt...

...und beinahe das gesamte öfftentlich Leben spielte sich über Jahre unter Tage ab.

Heute scheint es, hat jeder Bauer im Hinterhof so eine Höhle auf seinem Grundstück und führt Touris mit Eifer (für Cash versteht sich) durch selbige.

Weiter gings dem Mekong entgegen.
Dank Trockenzeit, kann man momentan gemütlich im Fluß sitzen um Seegras zu pflücken. (ist anscheinend eine Spezialität)
Das Seegras ist sicher auch seeehr gesund, weil mit wichtigen Spurenelementen versehen. Quecksilber zum Beispiel. Dieses dürfte hier wohl in rauen Mengen im Wasser vorkommen: Goldsucher bei der Arbeit.
 
Der landschaftlichen Schönheit tut dies allerdings keinen Abbruch!

Wir waren froh diesen Trip durch die Flüße noch gemacht haben zu können. Denn die chinesischen Schriftzeichen verkünden es bereits, hier wird gebaut. China baut alleine am laotischen Mekong 8 Wasserkraftwerke. Was Laos davon hat, außer dass seine Umwelt zerstört wird und tausende Menschen umziehen müssen? Der Strom geht nämlich zu 100% nach China. (und nein, die laotische Staatskasse wird nicht aufgefüllt, höchstens die Kasse einzelner korrupter Provinzpolitiker. Der Fluß wurde nämlich verkauft!)


Auch wenn das hier in wenigen Jahren metertief unter Wasser stehen wird, noch heißt es "Anschieben". Der Wasserstand ist teilweise so niedrig, dass man aussteigen und Boot schieben muss.

Schlußendlich gelangten wir dann in Luang Prabang, am ausgedehnten Mekong gelegen, an.
 
Luang Prabang, eine alte französische Kolonialstadt.

Nicht weit davon entfernt: Vang Vieng. Berühmt als Die Partystadt in Laos.
Wir ließen es allerdings gemütlich angehen und trieben im Reifen den Fluß hinunter. Kaum zu glauben, dass hierbei bis vor wenigen Monaten noch 10 Touristen pro Jahr starben. Aber Alkohol und Wasser ist halt eine schlechte Kombination, und seither sind Bars, zumindest direkt im Fluß gelegen, verboten.
So verwundert auch nicht dieses Straßenschild. Es dürfte in diesem Provinznest bis vor kurzen wirklich so zugegangen sein.
Das Bild eines "typischen" westlichen Touristen aus laotischer Sichtweise...
 
Nacktheit ist in Laos nicht gerne gesehen (auch Ruderleibelen und so), wir hielten uns da natürlich brav dran. Wobei...

...alle Laoten halten sich da offensichtlich auch nicht daran :-)

Mit was für einer Überzeugung der kleine Mann da auf der Brücke steht :-)

Aber Vang Vieng hat mehr zu bieten als nur Saufen; Radfahren z.B.. Endlich nach Monaten wieder einmal auf einem Drahtesel, herrlich.

Wieder ging es durch wunderschöne Karstlandschaft, und der aufmerksame Leser ahnt es schon:

Höhlen.

Aber nicht da so warmduschermäßig wie in westlichen Ländern mit voll ausgebauten Pfaden und Lampen und so. Sondern richtiges Abenteuer. Ticket kaufen, Taschenlampe in die Hand gedrückt bekommen - Viel Spaß.
Man beachte den buddhistischen Schrein in der Mitte des Bildes als Größenvergleich.

In der Nähe des Einganges noch ganz spaßig...

...weiter drinnen zwar wunderschön, aber man glaubt echt nicht wie schnell man sich in so einer Höhle mit hunderten möglichen Abzweigungen verlaufen kann. Von den 10m tiefen Löchern im Boden, die sich plötzlich aus der Dunkelheit auftun, gar nicht zu reden (und die Schuhe am Boden der Löcher zeugten davon, dass wir nicht die ersten wären die hineinfallen)

Deshalb, wir waren wieder ganz froh als wir heil das Tageslicht erblickten.
 
Jedoch irgendwie, ganz konnten wir es doch nicht lassen. Aber man ahnt gar nicht in wie vielen Arten es Höhlen gibt! Dieses mal konnte man nur schwimmend in die Höhle gelangen (der Eingang im Hintergrund)

Ziemlich unheimlich wenn man im kalten Nass sitzt und das Licht  langsam weniger wird.

Bis man wieder in absoluter Dunkelheit unter der Erde unterwegs ist. Wir werden noch zu richtigen "Cavern".

Und auch dieses mal wieder nix mit Sicherheitseinweisung oder Führer. Ein Seil reicht als Führung. Ohne dem hätten wir uns allerdings auch keine 50m hineingetraut, so wagten wir uns doch über eine halbe Stunde vorwärts.
Und am Abend ging es dann in das Restaurant der Zukunft: Tische mit gemütlichen Sitz- und Liegemöglichkeiten, und überall Fernseher aufgehängt wo die Serie "Friends" läuft. Kein Reden mehr, nur noch Kauen und Schauen.

Endlich wieder Fernsehen. 2 Abendessen und 3 komplette Staffeln später :-)
Ein weiterer Beitrag zu Best off-Rechtschreibfehlern in Speisekarten: was eine Klitoris in einem Fruchtshake zu suchen hat, wissen wir leider nicht :-)


Anschließend ging es in rasendem Tempo die Hauptverkehrsverbindung des Landes Richtung Süden. Quasi die A1 von Laos. So rasend, dass wir das erste Mal auf unserer Reise den Busfahrer anschreien mußten langsamer zu fahren, da er mit 100 Sachen diese Straße durch die Dörfer entlangbretterte und beinahe ein radfahrendes Kind überfuhr.
Gesehene Verkehrsunfälle auf unserer Weltreise bisher: 1
Gesehene Verkehrsunfälle in Laos: 4
Schließlich kamen wir doch sicher im laotischen Hinterland in Ko Long an. Schaut ja recht saftig aus hier (Tabakpflanzen)...
...nur eigentlich schaut es gerade so aus ohne Bewässerung. Typisches Bild zu Ende der Trockenzeit.
Fast nicht zu glauben. Wir hatten eher immer das Bild eines ständig feuchtheißen Klimas im Kopf, wenn wir an Südostasien dachten, dabei kann es auch knochentrocken sein.
Und auch das gehört zum täglichen Bild in Laos während der Trockenzeit: Brandrodung.
Falls sich jemand über die teilweise trüben Bilder gewundert hat, das ist Smog. Es hat nämlich seit Wochen nicht mehr geregnet und überall brennt es. So müssen sogar Flughäfen immer wieder schließen aufgrund der schlechten Sicht. Wir merken es an einem nicht enden wollenden Reizhusten und täglichem braunem Rotz...
...jedoch es gibt noch Orte wo die Luft kühl und rein ist: Unter der Erde. Und den Höhepunkt hatten wir uns für den Schluß aufbehalten. Hier sieht man den Eingang zur zweitgrößten Flußhöhle der Erde, der Ko Long Höhle.

Die Dimensionen der Höhle sind für den Menschen fast nicht fassbar (und für unsere Kamera mit begrenzter Blitzleistung auch nicht): 7,5km lang, meist 50-80m weit und über 100m hoch. Und durch die gesamte Höhle fließt ein Fluß hindurch.
So kann man nur im Einbaum durchfahren.
Immer wieder muß man Stromschnellen durchqueren, wie gehabt ohne Leute im Boot, und das alles in absoluter Dunkelheit. Nachdem wir ihre Dimensionen leider nicht auf Film bannen konnten: Marlene meinte: Es fühlt sich an als würde man in der Nacht im Freien auf einem Fluß fahren. Denn da die Höhle so hoch ist, hallt nichts wieder, sondern es klingt wie unter freiem Himmel!
 
Leider nur ein kleiner begehbarer Teil ist beleuchtet. Wir hätten uns die Lampen lieber in den domartigen Kuppeln gewunschen.

Und nach 30-minütiger Fahrt erblickt man das andere Ende der Höhle, wo der Fluß hineinfließt...

...und man kommt in einem Tal an, das nur über den Fluß durch die Höhle zugänglich ist. Ansonsten ist es, wie hier ersichtlich, von gewaltigen Felswänden eingeschlossen. Verrückt!
Es gibt sogar ein Dorf hier, und die Einwohner müssen auch selbst immer durch die Höhle fahren, wenn sie in die Stadt wollen. Und wir mußten natürlich auch wieder alles zurück.

Wie gesagt, mit der Kamera nicht wirklich fassbar, hier ein Versuch beim Eingang (Georg im roten Kreis), wobei der Eingang noch mikrig ist zu den Ausmaßen weiter drinnen.
Also: am Besten selber hinfahren und erleben!
So, jetzt aber genug Höhlen, wir entspannten noch ein paar Tage bei den 4000 Inseln im Mekong an der Grenze zu Kambodscha, dem letzten Land unserer Reise.
 
Wobei entspannen bei 38C° im Schatten maximal hier möglich war, in der Hängematte...

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei Weltreisenden!

    Wieder einmal ein interessanter Bericht.

    Vielleicht findet Ihr auch einen Goldklumpen im Fluss, dann könntet Ihr Euren Trip ein wenig verlängern ;-).

    Von dem "Partyort" habe ich letztlich eine Reportage gesehen. Es ist angeblich gar nicht so einfach mit dem Bus dorthin zu finden. Dort hat es bis vor kurzem wirkliche Drogencocktails gegeben und war ein Eldorado für "Partypeople".

    Mittlerweile ist es, wie Ihr berichtet habt, ruhiger geworden. Die Bars und Stege am Fluss sind anscheinend wegen den Todesfällen abgebaut worden bzw. stehen leer, so wurde zumindest berichtet.

    Viel Spaß noch, passt auf und findet aus den Höhlen wieder heraus.

    lg Matthionson

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