"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Sonntag, 2. Dezember 2012

Argentinien - Quer durch bis Patagonien


Nachdem wir in einigen Ländern unserer bisherigen Reise ziemlich getrödelt hatten (es allerdings auch nicht viel Sinn gemacht hätte vor November im Süden des Kontinents zu sein), ging es nun im rasenden Tempo vom Dreiländereck Argentinien-Chile-Bolivien in Richtung Süden:
So windet sich die Strasse hier auf fast 4500m hinauf und liefert gewaltige Eindrücke über die Einöde in dieser Gegend.

Erster größerer Ort auf argentinischer Seite ist Purmamarca, bekannt für einen Berg mit sieben Farben, der sich hinter der Siedlung aufbäumt.

Jeder der probiert die sieben Farben zu zählen, wird auf mehr oder weniger kommen. Es ist allerdings nicht einfach die zig Schattierungen auseinanderzuhalten, und irgendjemand hat dann die magische Zahl 7 daraus gemacht. Auf jeden Fall viele Farben auf so kleinem Raum.

Lange hielten wir uns dort allerdings nicht auf, und schon ging es wieder in endlosen Busreisen weiter. Wobei die luxuriöseste Busfahrt (Marlene im Royal platinum Suite-Sitz) war leider auch die kürzeste - 2 lächerliche Stunden.

Was Georg allerdings nicht davon abhielt sämtliche Vorzüge der ersten Klasse auszunutzen :-)

In Salta gab es dann noch einen tränenreichen Abschied (nein nicht von dieser wohlerzogenen Strassendöle hier), sondern von der Familie Maier. Nur hatten wir vor lauter Stress ganz vergessen ein schönes Abschiedsfoto zu machen :-(
Auf jeden Fall war es wunderschön die Familie nach einem halben Jahr wiederzutreffen, ungestört Dialekt reden zu können, und einen gepflegten "Watter" zu machen!

Jetzt aber gings richtig los. Argentinien musste von Nord nach Süd gequert werden. Klingt jetzt nicht so schlimm. Wenn man allerdings beim Losfahren die Kilometerangabe am Strassenrand sieht (ja liebe Leute, das heißt 3434 km), dann fällt einem schon mal der Kinnladen herunter. Da is nix mit schnell mal hin fahren.


Aber einmal auf unserer Reise hatte wir Glück und bekamen die Chefsessel, hinter der Windschutzscheibe im Doppeldeckerbus vorne oben. Wie Fernsehen.
4000km sind dann allerdings doch zuviel, um sie unter Einmal zurückzulegen, und so legten wir in Mendoza, der Weinbauregion Argentiniens, einen Zwischenstopp zu Erholung ein. Um...
...richtig, Wein zu trinken.
Im trockenen warmen Klima reifen einige der besten Tropfen, und zahlreiche Weingüter laden zur Verkostung ein. Klingt einfach, ist es auch, nur muss man sich den Genuss hart erarbeiten. Denn der klassische Weg sich die Bodegas anzuschauen, ist mit dem Fahrrad dorthin zu fahren.
Was hin noch ziemlich einfach gelingt...

Weinkeller mit 30 000l Weinfässer.

Verkostung.

Der Weintourismus mit dem Fahrrad wird hier aktiv gefördert. Der Gesundheit zuliebe. Man beachte das Männchen auf dem Schild, ebenfalls weintrinkend.

Und nach einigen Weingütern, und folglich auch einigen Gläsern, später, fahren Horden von Touristen sturzbetrunken nach Hause. Und das geduldet, Tag für Tag, jahraus jahrein. Wir waren da natürlich gaaanz anders, und fuhren nicht selbst nach Hause - wir ließen fahren :-)

Nach diesem kurzen Stopp ging es über die Anden...

...vorbei in Sichtweite des Aconcaguas (Georgs "Schicksalsberg")...

...über sich windende Passstrassen nach Santiago de Chile. Von wo wir dann doch einen Flug nahmen, um Zeit zu sparen. Hätte doch die gesamte Fahrt ansonsten 5 volle Tage gedauert.

Und dann kamen wir unserem Ziel langsam näher - Patagonien. Dem windumtosten, rauen, kalten, südlichen Ende der Welt. Nicht die besten Voraussetzungen um mit unserem Wetterpech (man denke an die zahllosen Andengipfel im völligen Nebel) die landschaftlichen Schönheiten zu erkunden. Aber dann das:
Wolkenlose, windstille 20°C, und die ersten Felsnadeln stechen schon hundert Kilometer entfernt durch die glasklare Luft in den Himmel!

Kein Plakat für die Werbung vom Bergsteigerdorf El Chalten, sondern Realität!
Bergsteiger harren hier oft wochenlang aus, ohne den Berg einmal zu Gesicht bekommen zu haben. Die wolkenlose Tage im Verlauf eines Jahres kann man hier, laut Einheimische, an einer Hand abzählen.

Dementsprechend hatte wir nach wochenlanger körperlicher Untätigkeit Hummeln im Arsch und konnten es nicht erwarten loszulegen.

Schnellen Schrittes ging es dem Star dieses Gebirgsmassives entgegen, dem Cerro Fitz Roy, einer Felsnadel die sich mit mehr als 1000m Höhe in den blauen Himmel bohrt.

Entsprechend werden hier auch Touristenmassen angezogen und die Wege sind selbst für den unfähigsten Flachlandtiroler ausreichend ausgeschildert :-)


Auch hier ziehen sich die Gletscher immer weiter zurück, hinterlassen jedoch wunderschöne türkisblaue Lagunen, die die Fotomotive nur noch aufwerten.

Nach 3h gelangten wir an den Aussichtspunkt und genossen einfach nur noch den Moment.

Am ersten Tag unserer Reise trafen wir im Hostel in Quito zwei nette Deutsche, Aumi und Lisa. Unsere Reiserouten waren sehr unterschiedlich, überschnitten sich allerdings in einem Punkt, Patagonien. Und so freuten wir uns schon auf ein Wiedersehen mit ihnen nach 6 Monaten. Und weil wir das schöne Wetter ausnutzen wollten, legten wir mit den Trekkingprofis gleich mit einem 3tägigen Trek in der Umgebung los.
Am Start mit Aumi und Lisa.

Viel gab es anfangs auszutauschen (später auch noch :-)), immer in Sichtweite des Fitz Roy und Cerro Torre.

Blöderweise war es so windstill, dass sich das Hochdruckgebiet auch die nächsten Tage nicht verzog :-)
Blick auf Cerro Torre.


Eine weitere Gletscherlagune mit schwimmenden Eisbergen und mit riesiger Moräne im Hintergrund.

Cerro Torre und rechts daneben seinen kleineren Brüder Cerro Egger und Cerro Standhardt.
Die Erstbesteigung des Cerro Torre bietet eine spannende Geschichte:
Der Italiener Maestri und der Tiroler Egger behaupteten 1959 den Gipfel des Berges erreicht zu haben. Blöderweise stürzte Egger beim Abstieg in den Tod und nahm die Kamera mit dem einzigen Gipfelfoto mit in Selbigen. So nährten sich Zweifel ob wirklich der Gipfelsieg am "schwierigsten Gipfel der Welt" gelungen war, da auch sonstige Besteigungsspuren (Seile, Haken etc.) am Berg fehlten.
Jahrelang lebte Maestri mit dieser Schmach, bis es ihm reichte und er 1970 zurückkehrte, und sich mit einem 200kg schweren hydraulischen Kompressor bis in die Gipfelregion hinaufbohrte, allerdings den Gipfelpilz aus Eis unbestiegen ließ. Zitat Maestri: "Der wird sowieso früher oder später weggeblasen".
So gilt heute die Besteigung von Casimiro Ferrari 1974 als erste komplette Besteigung, Maestri hat sich allerdings mit seiner Kompressorroute unsterblich mit dem Berg verbunden. (und sein Kompressor hängt immer noch unterhalb des Gipfels!)

Soviel zur Geschichte, die gemütlich beim gemeinsamen Marenden ausgetauscht wurde.

Und am 4. Tag zogen Wolken auf. Nein Scherz, man wird sehr schnell anspruchsvoll :-)
"Ich glaube hierbei handelt es sich um einen Gletscher" (weise Aussage eines nördlichen Nachbarns, und es war nicht Aumi oder Lisa)

Jedenfalls ein perfekter Abschluss der schönen Tage in El Chalten...

...der mit einem leckeren argentinischen 500g Steak seinen Ausklang fand.

Hundert Kilometer neben El Chalten, liegt der Besuchermagnet der Region, der Perito Moreno Gletscher. Hierbei dürfte es sich wohl wirklich auch um einen Gletscher handeln, aus der Entfernung waren wir uns noch nicht ganz sicher :-)
Jedenfalls verzogen sich die Wolken des Vortages wieder, und das Blau war ungetrübt und wir kamen bei Windstille richtig ins Schwitzen.

Kurz zur Erklärung:
1.: Fließrichtung des Eises, genährt durch das patagonische Inlandseisfeld (drittgrößtes Eisfeld der Erde!)
2.: Der Perito-Moreno-Gletscher gilt als letzter stabiler bzw. wachsender Gletscher der Erde, und stößt immer wieder bis zum Gegenhang an seiner Spitze vor (Kreis)
3.: Brazo rico, Teil des Sees in den der Gletscher mündet. Dieser Teil wird beim Vorstoss vom restlichen See (4.:) abgetrennt, aufgestaut und ergießt sich alle paar Jahre, wenn der Druck zu groß wird, in einer gewaltigen Flutwelle in den restlichen See; und durchbricht dabei den Gletscherdamm.

Gletscher vom Gegenhang aus gesehen.

Alleine ist man bei diesem Naturspektakel nicht.

Mehr als 70m hoch ist die Front des Gletschers! (der Teil der aus dem Wasser ragt)


In mehr als 5km Breite schiebt sich der Gletscher jeden Tag 1m weiter voran.

Und auf diesen Moment warten alle Besucher, dass ein riesiger Eisblock abbricht und ins Wasser stürzt. Mit einem unglaublichen Getöse, begleitet von einer meterhohen Flutwelle.

Zurück bleiben zerborstene kleine (immer noch Meterhoch!) Teile die sich im See verteilen.

Im Hintergrund das Inlandeisfeld, das den 30km langen Gletscher nährt. 500 Jahre braucht das Eis für diese Reise.
 
Um ihn aus einer anderen Sicht zu sehen kann man auch auf Booten näher kommen, und man ist ganz alleine dabei.

Wasserfront.


Tja, soweit Patagonien mit seinem grausligen Wetter. Und auch wenn wir jedem schon auf die Nerven gehen, aber einmal gibts noch das Panorama. WAAAAHNSINN!

 

4 Kommentare:

  1. Hallo echt GEILE Fotos !! Lesen sehr brav euren Blog. Schöne grüsse aus dem Mühlviertel. Rainer und Conny und, und, und,..

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  2. unglaublich beeindruckend!
    glg, patricia

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  3. wahnsinn! So ein Wetter ist echt Seltenheit!!

    Alles Gute und noch eine tolle Zeit!
    Lg Marina

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  4. schau grad alte blogs an und bin wieder auf a neues durch die tollen fotos und kommentare bestens unterhalten :) busssiiii saendl

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