"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Mittwoch, 15. August 2012

Kolumbien - Indiana Jones und die Perle der Karibik


Langsam aber sicher geht unser fast 2-monatiger Kolumbienaufenthalt zu Ende, und so waren wir auf der Suche nach einem besonderen Abschluss. Viele können sich vielleicht an die Indianer-Jones Trilogie der 80er-Jahre erinnern (vom überaus schlechten vierten Teil will ich nicht reden), wo ein wagemutiger Archäologe alias Harrison Ford in urwaldbewachsenen, verschollenen, alten Städten nach Gold und Edelsteinen suchte. 
Basieren tut diese Filmreihe auf einem erstaunlichen Fund 1975 im kolumbianischen Hinterland, wobei zuerst Grabräuber und dann Archäologen eine bisher nicht bekannte Stadt ausfindig machten, daher auch ihr Name "cuidad perdida" (verlorene Stadt). Natürlich mussten wir da hin:
Das war unser Ziel. Aber so einfach war es dann doch nicht, nicht umsonst hatte fast 500 Jahre lang kein Mensch einen Fuss dorthin gesetzt

Wer nämlich dorthin will, muss zuerst einen 3-tägigen Marsch durch den Urwald auf sich nehmen. Klingt nach einem Kinderspiel für uns.

Annahme bestätigt. Das sieht doch wirklich nicht nach Anstrengung aus. Die gefühlten 130% Luftfeuchtigkeit waren mit so einer herrlichen Abkühlung durchaus erträglich - und von denen gab es genügend am Wegesrand.

Auch mussten wir dieses Mal den vollen Komfort einer organisierten Tour in Anspruch nehmen, wobei Komfort bedeutete, dass man, wie Raupen in einem Kokon, aufgereiht in Hängematten die Nacht verbrachte.


Dass der Weg nicht ganz ohne war zeigt dieses Bild, wobei es hier rechts 20m senkrecht in die Tiefe geht. Gut abgesichert mit einem gelben Plastikband :-)

Am Wegesrand gab es auch für Marlene wieder einiges zu sehen, nur was sehen denn die Kühe da so interessantes...?

Ah, verstehe. Da musste auch Georg länger mal hinsehen!

Am zweiten Lager war es dann schon etwas komfortabler, und die Kokons nicht mehr aufgehängt, sondern nebeneinander. War aber super zum Schlafen!

Einzige Plage in dieser feuchtheissen Umgebung sind jedoch müriaden von Mücken, die einen den ganzen Tag belagern. Mit einer dicken Schicht Repellent war man jedoch einigermaßen gegen sie geschützt.

Einige versuchten auch die Taktik sich als Fliege zu verkleiden :-)

Jeden Abend wurde von unseren Begleitern groß aufgetischt, wobei es wirklich beeindruckend war, mit welchen einfachen Mitteln sie ein 3-Gängemenü auf den Tisch zauberten. Die Hühner machen es einem hier aber auch leicht, fliegen sie doch fast von selbst in den Kochtopf.

Täglich wanderten wir für 4-10h, wobei aber jeden Tag für ein Bad im kühlen Nass Zeit übrig blieb.

Abends kam dann richtige Lagerromantik bei Kerzenschein auf.

Perfektioniert wurde das ganze noch mit einer Frage- und Antwortstunde mit einem echten "Kogi".
Erbaut wurde die Stadt nämlich vor mehr als 800 Jahren von den Tayrona, einem durch die ankommenden Spanier, jedoch vor allem durch ihre eingeschleppten Krankheiten, beinahe ausgelöschtem Volk.

Die letzten paar Überlebenden zogen sich aus Furcht davor aus ihren Städten und Dörfern in das noch unzugänglichere Hochland der Sierra nevada de Santa Marta zurück, und bilden heute das Volk der Kogi.

Diese sind sehr darauf bedacht ihre alten Traditionen und Riten zu schützen, was jedoch bei einer Bevölkerungszahl von insgesamt 3000 fast unmöglich erscheint. Zwar ist es Pflicht jeder Frau ihrem Mann mind. 10 Kinder zu schenken (die dann nicht zur Schule gehen, dem "Werteverfall" wegen)...

...was die Erwachsenen jedoch nicht davon abhält in Gummistiefel rumzulaufen und eiskaltes Bier aus Dosen zu trinken. Wie gesagt, das alles am A. der Welt.

Am dritten Tag wird es dann ernst und man muss ein letztes Mal einen Fluss durchqueren, was nach einem einfachen Unterfangen aussieht...
...nicht mehr ganz so einfach jedoch nach dem nachmittäglichen Regen, der die Flüsse innerhalb von Minuten reissend werden läßt.

Das dicke Ende kommt jedoch zum Schluss, eine Steinstiege mit 1300 Stufen!

Wobei man die alle auf Zehenspitzen laufen muss, weil der durchschnittliche Fuss eines Tayrona vor 800 Jahren offensichtlich Schuhgröße 28 hatte.

Sieht nach Wald aus, ist aber schon die erste, noch nicht freigelegte, ärchäologische Stätte wie sie jahrhundertelang im Urwald geschlafen hatte. Unter jedem dieser Steinkreise werden noch Goldfunde erwartet...

Gegen Ende hin wird die Treppe zu einem richtig breiten Weg, ein Zeichen dass das Ziel nahe ist...

...und schlussendlich kommt man in der cuidad perdida an. Mitten im Urwald eine riesige Anlage, mit herrlichen Ausblicken...

...wie diesem!

Hier der Beweis, dass es unsere ganze Gruppe, trotz fortgeschrittenem Durchschnittsalters bis hinauf geschafft hatte.

Blöd nur dass man den ganzen Weg auch wieder zurückgehen musste, oder wie diese zwei Helden hier, zurückreiten konnte. Weicheier.

Nach insgesamt 5 Tagen fernab der Zivilisation war die Freude auf ein Bad riesengroß, und Georg nutzte die letzte Möglichkeit einer Abkühlung.

Nachdem unsere Venezuelapläne aufgrund der derzeitigen Sicherheitslage ins Wasser gefallen waren, ging es noch nach Cartagena de Indias, auch bekannt als Perle der Karibik. Von hier aus soll unser Boot nach Panama starten:
Cartagena war jahrhundertelang die wichtigste Stadt Südamerikas, wurde doch hier alles Gold des Kontinents gesammelt und auf Schiffe in Richtung Spanien geladen. Groß war dadurch ihr Reichtum.
Groß jedoch auch die Begehrlichkeiten ihrer Neider, was die Spanier dazu veranlasste die gesamte Stadt in eine Festung zu verwandeln.
Herrlich auch die erhaltenen Kolonialbauten der reichen Bürger.

Cartagena ist allerdings vor allem eines - heiss. Megaheiss, ausser es giesst wie aus Kübeln (wieder einmal Regen bei uns...) und verwandelt die Stadt in ein Klein-Venedig. Sauwetter.

Apropos Sau, hier der Beweis für die strengen Tierschutzauflagen Kolumbiens, hier müssen sogar die Schweine auf Urlaub an den Strand fahren :-)

Herzstück der Festung ist das Castillo San Felipe de Barajas, woran mehr als 200 Jahre gebaut wurde und die wirklich 2 Piratenangriffen standhielt!

Ein Meisterwerk alter Kriegskunst, und beinahe finanzieller Sargnagel der Stadt.


Erstaunlich auch das kilometerlange unterirdische Gangsystem, das man nach herzenslust mit eigener Taschenlampe erkunden kann.

Ziemlich furchteinflössend die damaligen Krieger in Espandrillos.

Eine kleine Besonderheit gibt es noch in naher Umgebung Cartagenas:
Einen Schlammvulkan! Noch nie gesehen, und was erwartet einen da?

Uaahhh - eine fette Kröte!

In die mussten wir uns auch gleich verwandeln und im handumdrehen waren wir von Kopf bis Fuss mit Schlamm eingerieben.

Sieht so aus als würden wir drin sitzen, in Wirklichkeit schwebten wir allerdings im physikalisch sehr dichten Schlamm, ist der Vulkan doch 500m tief. Ein komisches Gefühl. (die Homies im Hintergrund schaffen es sogar im Schlamm mit ihren Käppis cool auszusehen)

Und da steigt so ein Homie gerade wieder aus der Brühe :-)

Das wollen wir euch auch nicht vorenthalten, die einzige Supermarktkette Kolumbiens, zu deren treuesten Kunden wir zum Schluss zählten. Sauteuer...

...aber als (Pesos-)millionär kann man sich das schon leisten. (Hier noch gutgelaunt vor der Entdeckung des 300€-Diebstahls)

So, jetzt aber genug:

Kolumbien war unerwartet wunderschön, was uns veranlasste auch doppelt so lange zu bleiben wie geplant! Wir haben es ins Herz geschlossen.


 

1 Kommentar:

  1. Hi Marlene, Hallo Georg,..
    Ich bin echt fasziniert von den schönen Bildern die Ihr uns da so präsentiert. Man könnte fast neidisch werden. Ich hoffe, Ihr genießt die Zeit und habt sehr viel Spaß miteinander?! Die Beschreibungen der Bilder sind immer wieder Lustig zu lesen. Ich bin schon ganz gespannt was wir ( im Büro und alle anderen da draußen) noch so alles zu sehen bekommen!! Ich wünsch euch noch viel Spaß auf Eurer Reise und kommt vorallem Gesund wieder nach Hause!! LG Christian Unterhuber

    AntwortenLöschen