"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Samstag, 17. November 2012

Bolivien - Ab in die Pampa, mit der Familie

Oft heißts bei uns "man ist voll in der Pampa", und meint damit, man ist voll ab vom Schuss. Was wir in Europa allerdings unter "ab vom Schuss" verstehen, ist hier in Südamerika Downtown. Der Begriff Abgelegen, bekommt hier eine neue Bedeutung.
Das ist für uns allerdings gerade reizvoll, und daher  machten wir uns auf, in die Pampa:
Und da wir uns vor der Einsamkeit fürchteten, haben wir uns Verstärkung aus Tirol besorgt, in Form der Familie Maier! Marlenes Eltern Helmut und Elisabeth, sowie ihre Schwester Tanja mit Freund Michi, haben uns (oder wir sie) für beinahe 2 Wochen begleitet.
So gings los mit der Air Amazonas, in ihrem größten "Vogel", in Richtung Amazonasbecken.

Auch wenn unser Flugzeug klein war, war es doch noch etwas vertrauenswürdiger, als diese verrottenden Dinger hier.
(diese Flugzeuge gingen uns beim letzten Foto dieses Posts durch unsere Köpfe...)

So fühlt es sich wohl in einem Privatjet an.

Vom höchstgelegendsten internationalen Flughafen "El Alto" bei La Paz (4100m), hob unser Flugzeug nach langem Anlauf (der dünnen Luft wegen) langsam über dem Häusermeer ab...


...um über die Andenkordilliere in Augenhöhe mit den 6000ern, in das Amazonasbecken einzutauchen...

...um dort schlußendlich mitten im Urwald in Rurrenabaque, auf einer holprigen Schotterpiste im Nirgendwo zu landen.

Dann ging es weiter in einem Jeep, 3h lang auf einer absoluten Ruckelpiste, tiefer in den Regenwald.

Und auch so eine Autofahrt ist hier wahrlich kein Spass, aber seht selbst:


In Santa Teresa, dem letzten Örtchen an der Strasse, wurde dann in ein Boot umgestiegen. Strassen gibt es hier nämlich keine mehr, ein Fortkommen ist nur noch auf den Wasserwegen möglich.

So wurde gemütlich dem Sonnenuntergang entgegengeschippert...

...und wir genossen die angenehm ruckelfreie Fahrt auf dem Fluß.

Zu unserem Glück hatte es Vollmond, so konnten wir zumindest etwas von unserer Umgebung mitbekommen. Wobei einige darauf wohl nicht so viel wert gelegt hätten, von der mehr mitzubekommen...

...im Schein der Taschenlampen blitzten nämlich die ersten Augen rund um unser Boot auf. Willkommen in der Pampa!

Der Flußlauf ist nämlich Lebensraum für zahllose Krokodile und Kaimane, die in 50m Abständen die Ufer besetzen.

Häh, was ist das denn? Fette Hunde? Wildschweine?

Das war unsere "Lodge". Auf Stelzen gebaut, um einerseits vor der jährlichen Überflutung geschützt zu sein, andererseits um es den gefährlichen Tieren schwerer zu machen, die Menschen zu erreichen.

Einigen wilden Tieren ist es dann allerdings doch gelungen bis in die Schlafgemächer vorzudringen :-), naja auch nicht so lustig wenn dir der in der Nacht über das Gesicht springt.

Am nächsten Tag ging es dann endgültig in die Pampa. Pampa heißt übersetzt nichts anderes als Wiese oder Grasebene. So gibt es im Amazonasbecken riesige ebene Flächen, die jährlich mehrere Monate überflutet sind, sodass sich hier keine Bäume ansiedeln, und es so ausschaut.

Bis zu 6m kann das Wasser hier steigen (siehe Markierung am Baum), wo man in der Trockenzeit nichts von den Fluten ahnen würde.

Gut dass eben diese Trockenzeit herrschte, weil ansonsten könnte man sich hier nur im Boot fortbewegen. Noch besser allerdings ist der Umstand, dass sich alle Tiere um die verbleibenden Wasserlöcher scharen, und man die Fauna in ihrer gesamten Vielfalt auf engstem Raum vorfindet.

Trotzdem reicht das verbleibende Wasser (und Morast) aus um den einen oder anderen in Schwierigkeiten zu bringen :-) aber mit gemeinsamer Hilfe klappt das schon.

Besonders Schlaue bewegen sich nur auf den riesigen Blättern fort, um nicht einzusinken (die Pflanze ist auch im Innsbrucker Palmenhaus zu sehen).

Aber schlimmer als das Einsinken wäre wohl ein Zusammentreffen mit einem der Kaimane.


Wir machten uns allerdings nicht auf die Suche nach den Krokos, sondern nach ihren Verwandten ohne Beine. Gar nicht so einfach die in all dem Blätterwerk zu finden.



Aber mit etwas Geduld findet man sie, wie hier eine Kobra (megagiftig)...
 
...oder Anakondas, die kein Gift produzieren, sondern ihre Beute ersticken.

Besonders gern verputzen Anakondas ausgewachsene Marlenes!

Sonnenuntergang mit Bier nach einem aufregenden Tag.

Am nächsten Tag ging es wieder auf die Jagd (mit Kameras bewaffnet) nach wilden Tieren.

Ausgewachsener Kaiman, 4m lang.

Besonders bei kleinen Mädchen beliebt: die pinken Flussdelphine! (nur leider schwer auf Foto zu kriegen)

so würden die ausschauen (Foto aus dem Internetz)

Aber nicht nur kleine Mädchen finden die toll, sondern auch große Tiroler, und die wollen mit denen schwimmen. Und die Flußdelphine vertreiben normalerweise auch die Kaimane aus dem Wasser...

"Scheiße da isch was bei meine Fiaß", nichts wie raus!
 
In den Gewässern wimmelt es nämlich nur so von Piranhas! Und unser Guide zeigte uns auch gleich, wie man so ein Prachtexemplar herausfischt...

...und Stunden später konnte auch Georg stolz seinen miiindestens 1/2m großen Piranha stolz vorweisen :-) Jetzt wissen wir auch wie das Anglerlatein zustande kommt.

Ganz nette Beisserchen...

...schaut zwar immer noch böse und die Zähen sind auch noch scharf, unsere waren aber in diesem Fall schärfer (wobei kulinarisch sind sie kein Leckerbissen).

So, also was ist das jetzt?
Also ein übergewichtiger Hund sicher nicht. Hierbei handelt es sich um das größte Nagetier der Welt, einem Kapybara. Ist am nächsten mit den Hamstern verwandt, und 1m groß! Das Gehirn dürfte bei dieser Entwicklung allerdings nicht mitgemacht haben, ihre Abwehrstrategie besteht lediglich daraus, sich mit dem Gesicht von einem abzuwenden (daher auch etwas schwer die von vorne zu erwischen)

Also in Sachen Vermehrung ist die Verwandschaft zu den Hamstern nicht abzustreiten.


Adler

Den Namen dieser Vögel haben wir vergessen, allerdings sind das Vorfahren der heutigen Vögel und können fast nicht fliegen.

Von Baum zu Baum springender Affe.


Flussschildkröten.

Der Name dieser Vögel wissen wir auch nicht. In Sachen größter flugfähiger Vogel der Welt, steht er dem Kondor auf jeden Fall nicht weit nach. Die sind fast 2m hoch.

Löffler.
Höchstens in einem Zoo ist die Dichte an verschiedenen Tieren gleich hoch wie in der Pampa in der Trockenzeit! Ein absolutes Muss für jeden Tierliebhaber.
Nichtsdestotrotz mussten auch wir die Pampa wieder verlassen, und sämtliche Verkehrsmittel mussten in umgekehrter Reihenfolge genommen werden, um wieder in die Zivilisation zu kommen.



Der Begriff Zivilisation ist in Bolivien allerdings breiter gefächert, wie folgender Zettel beweist, welcher nach dem Start beim Rückflug, anstatt einer Durchsage des Kapitäns, durch die Pasagierreihen ging:

Fortsetzung folgt!

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