"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Donnerstag, 8. November 2012

Bolivien - Da Titickkakckasee

So, nach langer internetverbindungsbedingter Pause (Bolivien ist leider in dieser Hinsicht tiefste 3. Welt), gibt es wieder einen neuen Post.
Von Sucre aus wollten wir eigentlich direkt nach La Paz fahren, jedoch erfuhren wir von unseren belgischen Freunden, dass es eine wunderschöne Zugfahrt von Sucre nach Potosi geben soll, und so haben wir uns als Zugfans kurzfristig hierzu umentschieden.
Der Anzahl der Menschen nach, die ein Zugticket wollten, musste es sich um eine ziemlich tolle Fahrt handeln. (Wir wollten eigentlich vorreservieren, konnten wir aber nicht. Begründung des Mannes am Ticketschalters: Ja da wollen viele Leute mitfahren, wo kommen wir denn da hin, wenn ich die Tickets schon vorher verkaufe? Ihr müßt euch anstellen in der Früh, das ist viel effektiver...)
Also, um 5 Uhr früh aufgestanden, und mit zig Einheimischen um die 25 (!) Plätze rittern. Um 5:30 am Bahnhof angekommen, gezählte 20 Menschen vor uns in der Schlange - puh Glück gehabt.
5:30-7:45: jeder kennt jeden, Touristen werden nicht wahrgenommen oder ignoriert, teilweise sogar beschumpfen - plötzlich mind. 50 Leute vor uns in der Schlange.
7:55: der Verkauf beginnt, ein Megagedränge, wir gottseidank 2 Köpfe größer als die kleinen Indigenen, drängen ganz uneuropäisch tapfer mit.
8:15: stolze Besitzer 4er Zugkarten, und der Erkenntnis reicher, dass Bolivien noch viel zu einem zivilisierten Land fehlt.

Und dann das, der "Zug" fährt vor. Uns ist fast der Kinnladen heruntergefallen, als wir den umgebauten Omnibus sahen.

Der Erfindungsreichtum ist schier unermesslich: einfach die Gummiräder gegen Zugräder ausgetauscht - fertig.

Und los ging es durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft in gemütlichen 20km/h.

Unser Busfahrer, ähh Lokführer (?) genoss ebenfalls die atemberaubende Landschaft. Nein Scherz, er war natürlich aufmerksam auf den Weg vor uns fixiert :-)

Diejenigen, die sich noch an die Zugfahrt in Curritiba/Brasilien erinnern. Damals behaupteten wir, oder besser unser Reiseführer, dass es sich um die spektakulärste Zugfahrt Südamerikas handelt. Der Autor des Reiseführers war definitiv nicht in Bolivien auf dieser Zugfahrt!

Wundervoll schmiegt sich die Strecke in tiefe Täler und steile Bergflanken ein.

Der "Zug" verkehrt nur 3x die Woche, und für viele Einheimische die an der Strecke in abgelegenen Gebieten leben, ist es die einzige Verbindung zur Aussenwelt. So wird einfach an der Strecke gewartet, angehalten, aufgeladen, und weitergefahren.

Die wollten nicht mitfahren.

Witzig auch die Gleisarbeiter, die einfach ihren Waggon aus den Schienen heben, unseren Zug vorbeifahren lassen, und ihn wieder hineinheben...


So muss Zugfahren in seinen Anfangsjahren gewesen sein, ein Abenteuer. Uns hätte nicht gewundert, wenn plötzlich berittene Räuber, gejagt von Indianern, den Zug in Beschlag genommen hätten...

Und nach 6h atemberaubender Fahrt kommt unser Ziel - Potosi - in Sicht, mit seinem alles überragenden Cerro rico - der reiche Berg.


Potosi gilt als die höchste Stadt der Welt. So liegt sein Bahnhof auf fast 4000m, einige Stadtteile liegen auf mehr als 4300m! Potosi war auch eine der reichsten Städte der Welt, und hatte im 16. und 17. Jhr. mehr Einwohner als London oder Paris.
Sämtlicher Reichtum wurde aus oben beschriebenen Cerro rico geholt. Über Jahrhunderte wurde aus diesem Berg mehr Silber für die spanische Krone herausgeholt, also aus allen anderen Mienen weltweit zusammen. Der Preis für all dies: in 500 Jahren mehrere Millionen Tote. In einem einzigen Berg!
Da wir schon vor einigen Jahren hier waren, ließen wir die beklemmende Mienentour diesmal aus. Es ist unglaublich die Arbeitsbedingungen anzusehen, wie Erz auch heute noch, wie vor Jahrhunderten, mit Hammer und Meissel aus dem Berg geholt wird. So arbeiten immer noch ca. 800 Kinder in den Mienen und die durchschnittliche Lebenserwartung eines "Mineros" liegt bei 35 Jahren. Wer ein bisschen in das Thema eintauchen möchte, dem können wir den Film "The devil miners" empfehlen.

Viel ist vom Reichtum auf jeden Fall nicht mehr übrig geblieben, zumindest wenn man dieses Auto betrachtet.  Würde wohl kein "Pickerl" mehr bei uns bekommen :-)

Aber in Potosi gibt es nicht nur Mienentouren, sondern auch eine schöne Lagune.
Georg?

Obwohl auf 4000m gelegen, hat das Wasser thermalbedingt angenehme 35C° und ladet zum Schwimmen ein...

...erst beim Heraussteigen und Abtrocknen merkt man die Kälte der Höhe.



Nach unserem Umweg kamen wir schließlich in La Paz an. Immerhin ebenfalls auf fast 4000m, und wunderschön in einem riesigen Kessel gelegen.

Um dem noch das Sahnehäupchen aufzusetzen, sieht man direkt von der Stadt aus mehrere 6000er aufragen, so wie hier den Huayna Potosi.

Dessen Besteigung mussten wir leider krankheitsbedingt auf 5300m abbrechen. Zumindest sind wir nicht hier gelandet (im Hintergrund wieder der Huayna Potosi).

Nach dieser Anstrengung in der Höhe ging es zum Relaxen an den Strand von Copacabana:
Häh, aber die Beiden waren doch schon in Rio? Und dieser Drecksstrand schaut doch ganz anders aus, als der weisse Traumstrand dort??

Was allerdings wenige wissen, es gibt in Bolivien einen Wallfahrtsort am Titicacasee, der Copacabana heisst. Und dieser heilige Ort gab dem weltberühmten Strand in Rio seinen Namen!

Zwar sind die Strände am Titicacasee (bei diesem Wort kann der Tiroler herrlich seinen Dialekt zelebrieren) nicht so toll, allerdings gibt der tiefblaue See, auf 3800m Seehöhe gelegen, ein wunderbares Fotomotiv ab

Eigentliches Ziel war jedoch die Isla del Sol, der Sage nach das Zentrum der Inkakultur und im Herzen des Sees gelegen.

Brennender Himmel über dem Titicacasee.

In folgendem kurzen Video sieht man, wie die indigene Bevölkerung großteils noch die Feldarbeit macht:


Die Insel läßt sich gemütlich in einigen Stunden zu Fuß erwandern...

...wobei einige Gegenden wie in einem Amphitheater erscheinen.

An Tieren gibts auch einiges zu sehen: Lama

Esel (-baby)

So einen Ausblick geniessen auch nur die wenigsten Schweine.

Wer zum Teufel nimmt eine Kuhschnauze zum Kochen her?

Alles wird auf der Insel in Eigenregie hergestellt. Gelernt hat dieser Maurer sein Handwerk jedenfalls sicher nicht, so viel Mörtel wie der verwendet...

...das Ergebnis des "Do it yourself" Stiles, kann man hier bewundern.

Sonnenuntergang bei Yamacucha im Nordteil der Insel, mit den Bergen der Cordilliera real im Hintergrund.

Die Farben waren wirklich so, kein Fotoshop!


Nach zwei gemütlichen Tagen ging es mit einem ständig einschlafenden, und mit dem Fuss lenkenden, Kapitän zurück ans Festland (im Zickzackkurs, je nach Wachheitsgrad des Mannes)...


...um wieder einmal in einem Protest festzustecken. Die Bolivianer sind nämlich Streikweltmeister, und insgesamt verloren wir 5 Tage durch Streiks (in 4 Wochen). Das kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, vor allem weil da einfach alles blockiert wird, und das meistens mit "open end", von 24h bis 3 Wochen Dauer...

Förderungsprogramme der bolivianischen Regierung, Männerberufe auch Frauen schmackhaft zu machen, scheinen perfekt zu funktionieren :-)
Uns hats fast gewundert dass überhaupt jemand arbeitet in dem Land, wo mehr gestreikt als gearbeitet wird.

Aber am Besten man nimmts gelassen, und machts wie dieser Bursche hier, und chillt bis alles vorbei ist :-)

2 Kommentare:

  1. Hola Ihr Zwei!

    Eure erlebten Zug- bzw. Busfahrten haben es wirklich in sich. Da ist die WESTBahn ja Luxus pur. Zur Info: Am Wochenende öffnet der Glühkindlmarkt. Ich werde mal einen Kinderpunsch für Euch mittrinken.

    lg und ich freu mich schon auf die NZL- und Australien(Aussie)berichte!

    Tanti saluti

    Matthionson

    AntwortenLöschen
  2. Perdieron 4 o 5 dias???
    Porque no cruzaron el lago "Titicaca" hasta Peru?? jajajaja
    UN viaje por sudamerica es de aventura!!!
    Saludos!

    AntwortenLöschen