"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Dienstag, 22. Januar 2013

Neuseeland - Südinsel: Von der Westküste bis Abel Tasman NP

Nachdem wir dem Zentrums für Nervenkitzel (Queenstown) nur einen kurzen Abstecher gewidmet hatten, sollte es nun wieder in die abgeschiedene Natur gehen, und zwar an die Westküste. Die ersten Europäer die die Südinsel umrundeten schrieben in ihre Logbücher: Die Westküste eignet sich wegen ihrer schroffen Landschaft und Abgeschiedenheit nicht zur Kolonisation...
 
So übernachteten wir das letzte Mal in der "Zivilisation" am Lake Wanaka...
 
...wobei die Campingplätze über die Feiertage von den "Kiwis" bevölkert werden. Und diese stehen den deutschen Profis in Sachen Camingkultur um nichts nach: Gartenzaun, Wohnzelt, Essenzelt, Dusche, Klo...
 
Blue Pools, kurz vor dem Haast Pass. Mutige wagen den Sprung ins 4C° kalte Wasser... Wir begnügten uns mit den Hinuntersehen.
 
Und dann kamen wir an der Westcoast an, und wußten sofort wieso die Neuseeländer sie auch Wetcoast (Nassküste) nennen.
Stürmische See um Haast.
 PS: Haast war ein deutscher Naturforscher, der, bescheiden wie er war, so ziemlich alles nach sich benannt hat: Haast Pass, Haast Dorf, Haast Strand, Haast Fluß... Hätten wir an seiner Stelle auch so gemacht :-)
 
Kaum waren wir nämlich über den Pass drüber hat es wie aus Kübeln zu regnen begonnen. Und selbst unser Stop an den Pancake-rocks, gestaltete sich als wahre Bewährungsprobe für unsere Kleidung und Nerven.
Diese Formationen von übereinandergelegten Gesteinsschichten sehen nämlich bei näherem Hinsehen wie gestapelte Pfannkuchen aus.
 
Der Himmel hatte wie erwähnt die Schleusen geöffnet, aber gemäß dem Sprichwort "Wir sind ja nicht aus Zucker", ließen wir uns trotz schlechter Wettervorhersage nicht abhalten, eine Zweitageswanderung an der Westküste zu planen. So sollte es einen Teil des Copelandtrecks entlang gehen, bis zur Welcome-Flat Hut.
 
Nachdem wir es uns an einer Bushaltestelle "gemütlich" gemacht hatten, um im halbwegs Trockenen unsere Rucksäcke zu packen, kam uns ein Auto entgegen und es folgte diese Konversation:
Herr am Fahrersitz: Aar ju going tu se Wellkamflet hat? (Geht ihr zur Welcomeflat-hut?)
Wir: Ja, haben wir vor. (Natürlich haben wir auch auf Englisch geantwortet)
Herr: Ju kaant go seer. Ju häf tu kross äh riwar ät se begining. Sis is äh Indikätorriwar, änd wen ju kaant kross it, ju kaant du se houl trip. Se water gous up tu jur hips, ju kaant kross it. Its impossibl!
(Ihr könnt dort nicht hingehen. Ihr müßt einen Fluß queren zu Beginn. Das ist ein Indikatorfluss, und wenn ihr den nicht queren könnt, könnt ihr die ganze Wanderung nicht machen. Das Wasser geht dort bis zu den Hüften, ihr kommt da nicht drüber. Es ist unmöglich!)
Wir: Aja?!
Und zur Bestärkung plärrt auch noch seine Frau vom Beifahrersitz: Änd ser is äh ländsleid, verri deinscherus! (Und es gibt dort einen Erdrutsch, sehr gefährlich!)
Wir: Ok danke für die Info, wir werden es uns einmal anschauen.
 
Es folgten beleidigte Blicke und quietschende Reifen beim davonfahren, aus Ärger dass wir nicht auf ihre Expertise hören wollen.
 
Ok, lesen konnten sie auf jeden Fall unsere nördlichen Nachbarn, auch wenn sie auf die Lawienenwarnung vergessen haben. Aber nachdem wir für uns selbst die Verantwortung übernehmen können...
...und außerdem: 
Marlene in "se indikätorriwar". Wir wissen nicht wo die ihre Hüften haben?
...und der Erdrutsch stellte sich als mind. 3 Jahre alter, bereits komplett verwachsener, Erdrutsch heraus. 
Nicht abzustreiten war allerdings, dass der Trek durch seine nassen Bedingungen schon zu den Anspruchsvolleren gehörte. So wanderten wir mehr durch Bäche, als auf Pfaden.

Der Regen verwandelte je nach Stärke die Wege in Wasserfälle...

...selbes Bild nach einer 4h-Regenpause!

Und trotz nun schon 24h andauernder Regenfälle schien das Flußbett maximal halbvoll zu sein. So regnete es in diesen 24h 200mm/m²! (ein Vergleich dazu folgt weiter unten im Post)

Ziemlich spannend über diese wackeligen Brücken zu gehen...

...und 30m unter einem den reißenden Fluß rauschen zu hören und dahinfließen zu sehen.

Und nach 6h waten von Pfütze zu Pfütze kam die Hütte in Sicht, bzw. der Grund wieso wir diese für unsere Wanderung ausgesucht hatten:

Heisse Pools. Zwar noch mehr Wasser, aber wenn es die richtige Themperatur hat, haben wir da gar nichts dagegen.
Und da sich fast alle Leute vom Indikatorfluß abhalten ließen, waren wir nur zu siebt auf der Hütte...

Häh? Ein Ort der Franz-Josef heißt? Richtig, in Neuseeland gibt es einen Ort der nach unserem vorletzten Kaiser benannt ist.

Eine der Sehenswürdigkeiten der Westküste ist gleichnamiger Gletscher, der noch bis in die Küstenwälder vordringt. Wenn man ihn in kurzen Regenpausen zu Gesicht bekommt.
Langsam wurde es nämlich unheimlich. Es regnete nämlich schon 72h durch. Und waren nach 24h erst 200mm/m² gefallen, hatten sich nun in den 72h satte 500mm/m² angesammelt. Das ist ein halber Meter pro Quadratmeter!
Zum Vergleich: Beim Jahrhunderthochwasser in Österreich 2005 fielen in 72h 170-200mm Regen (z.B. im Paznauntal), an einigen Messstellen in der Schweiz 300mm. Und hier an der Westküste regnet es mehr als doppelt so viel, und die Flüsse sind noch weit vom übergehen entfernt.

Das war die einzige Auswirkung die wir sahen. Und die Neuseeländer gehen mit Erdrutschen auf Strassen ganz entspannt um: Haberkorn Hütchen aufgestellt - fertig.
Eine Autofahrt im Regen, normalerweise nicht so spannend. Wenn es  nicht so schütten würde wie im Video, und das (ungelogen) 48h durchgehend!


Aber irgendwann war es auch uns zuviel, und ewig im Auto abhängen und warten bis es besser wird ist auch nicht so toll...

Und Marlenes Gesichtsausdruck beim Frühstück nach der dritten verregneten Nacht, erübrigt jeder Worte.

Aber nach jedem Regen kommt wieder Sonne!

Und das gleich volle Ladung.
Passenderweise hatte wir nun einen 6-tägigen Trek vor uns, und zwar den Abel-Tasman-Coasttrek.


Mittlerweile hatten wir uns auch schon äußerlich als echte Trekkingprofis geoutet :-)


Diese Wanderung zählt zu den beliebtesten ganz Neuseelands. Kein Wunder bei türkisem Meer, weissen Sandstränden und warmen Themperaturen.

So befinden sich die Campingplätze direkt am Meer, und man ist richtig froh wenn man eine Pause auf einer schattigen Bank machen kann.

Gottseidank hatten wir unsere ersten Tagesetappen sehr kurz gestaltet, sodass genügend Zeit blieb zum "Strandln".

Fast perfekt, wenn sich hier nicht tausende von Touristen tummeln würden. So mutet es schon etwas futuristisch an, wenn die Boote anlanden, ihre Landungsbrücken ausfahren, und dutzende von Tagestouristen ausspucken, die dann plappernd sofort das Weite suchen.

Aber passend zum Sonnenuntergang haben sich die alle wieder verabschiedet, und der Strand gehört den wenigen Campern.

Wieder einmal herrlicher Ausblick zum Sonnenaufgang.


Besonderheit dieses Treks ist auch, dass man einige Buchten durchqueren muss, die nur rund um die Ebbe begehbar sind. Verpasst man die, heißt es 10h warten auf das nächste Niedrigwasser.

Zur Orientierung dienen diese Stangen mit orangem Wimpel.

Kaum zu glauben, dass das alles in ein paar Stunden 2m unter Wasser stehen wird!

"Wattwanderung"

Auch für die Bootsbesitzer heißt es warten, allerdings bis das Wasser wieder da ist.

Bucht um Bucht, eine schöner wie die andere, geht es der Küste entlang.

In einigen tummeln sich auch Seelöwen.


Georg mit Weka, der von seinem "Zeachnkas" probiert hat. Scheint geschmeckt zu haben, da er weiter geknabbert hat :-)

Man trägt wieder Hut. Wie dieser Vogel belegt :-)

Die meisten Touris lassen sich nach 4 Tagen mit dem Boot zum Ausgangspunkt zurückbringen. Wir waren da etwas ambitionierter und schlossen dem Coasttrek gleich den Inlandtrek an, sprich wir wanderten oben die Gebirgskette entlang alles wieder zurück.
Von der Szenerie her nicht ganz so aufregend...

...allerdings schön mit kleinen Hütten, und man trifft den ganzen Tag keine einzige Menschenseele.

Einziger Ausblick den ganzen Tag: das Blätterdach über einem.
unterbrochen von wenigen offenen Flächen...
...die dann allerdings spannende Tiefblicke auf die Küste zuließen.

Und alles bei 6 Tage ununterbrochenem Sonnenschein!

Zum Ausspannen ging es noch in die Marlborough-sounds, von deren Hügelspitzen man schon die Küste der Nordinsel erspähen kann...


...die Fähren liegen im Hafen von Picton auch schon zum Ablegen bereit...

... und wir blicken mit etwas Wehmut auf die faszinierende Südinsel zurück!


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