"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon." - Aurelius Augustinus (354 - 430 a.d.)

Montag, 14. Januar 2013

Neuseeland - Südinsel: Von Milfordsound bis Queenstown

Die Art wie man Neuseeland am Besten erkundet ist mit dem eigenen Auto oder Campervan. Dies kommt auf den Strassen zum Ausdruck, wo jetzt in der Hochsaison mehr Campervans als in Holland unterwegs sind.
Vom einfachen Auto mit Matratze bis Nobelcampingbus ist alles vertreten. Auch wir mit unserem roten Flitzer (und Zelt).
Speziell in den Gegenden, die fast ausschließlich von Touristen besucht werden, sind die Campervans häufiger auf der Strasse zu sehen als normale Autos. Zum Beispiel auch auf dem Weg zum Milfordsound, dem bekanntesten Fjord im selbigen Nationalpark.
Vorbei an den Mirrorlakes...

 
...ging es zu unserem Zeltplatz am Lake Gunn. An dem wir bei so einem Ausblick aufwachten. Kann sich sehen lassen.

Erst 1956 wurde die Strasse in den Milfordsound fertiggestellt. Davor kam man nur über den weltberühmten Milfordtrek oder per Boot dorthin. Der Milfordtrek gilt als der schönste der "Great walks", einige behaupten sogar es sei der schönste Trek weltweit. Zumindest ist er so bekannt, dass bereits 6 Monate im Voraus sämtliche Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht waren und wir keinen Platz mehr bekamen!

Schön anzuschauen der Bergpapagei, auch Kea genannt. Nur dass er am liebsten Gummidichtungen von Autos ißt oder sich über die vor dem Zelt liegenden Schuhe hermacht...

Wenn man die hunderte Meter hoch aufragenden Felswände anschaut, die das Tal wie einen Kessel abschliessen, ist es nicht verwunderlich, dass es so lange gedauert hatte bis die Strasse fertig wurde.

Der Takahe. Dieser Vogel galt über 50 Jahre lang als ausgestorben, bis man in den, durch die Felswände abgeschlossenen Tälern des Fjordlandnationalparkes noch ein paar Exemplare fand. Mittlerweile wird er in Zuchtstationen vermehrt, und kann durch massiven Schädlingsbekämpfung (Stichwort Possum) auch in freier Wildbahn wieder überleben. Immerhin gibt es nun wieder ganze 250 Stück dieser Vögel.

Ausblick auf den Milfordsound.
Mit mehr als 6000mm Niederschlag/Jahr einer der regenreichsten Regionen der Welt (Innsbruck hat zum Vergleich 900mm/a). Und wir haben Wetterglück, keine einzige Wolke am Himmel :-)

Dieses Foto könnte jeden Prospekt für Neuseelandwerbung zieren. Besser gehts nicht.

Aber es muss auch einen Haken geben, sonst wäre das ja das Paradies auf Erden, und der heißt Sandfliege. Die kommt nämlich im Milfordsound beinahe epidemisch vor, und kann einen in kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben!
Schon in den Legenden der Maori kommt sie vor. Als nämlich ihr Gott den Milfordsound erschuf, hatte er Angst, dass die Menschen, ob seiner Schönheit, vergessen würden Menschen zu sein, und sich als Gott fühlen würden. Aus diesem Grund setzte er die Plage der Sandfliegen im Milfordsound aus, damit die Menschen immer daran erinnert würden, dass sie sterblich sind.

Blitzschnell lassen sie sich auf einem nieder und stechen innerhalb von Sekunden. Und es umschwirren einen Tausende, also Erschlagen zwecklos. Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass sie extrem juckende Stiche hinterlassen, die einen noch tagelang an die "Sterblichkeit" erinnern lassen.

Der einzige sichere Ort vor ihnen ist das Zelt. Zwar kommen bei jedem Aus- und Eingehen zig mit ins Zelt, jedoch ist ihre Zahl begrenzt und man kann ihnen im Innenraum den Garaus machen. Was sie nicht davon abhält das Zelt weiterhin zu belagern.

Wir wissen nicht welches Tier eigentlich Sandfliegen frisst. Der Weka (Waldhenne) auf jeden Fall nicht, der müßte sonst viel dicker sein.
Das einzige was ihn vom Kiwi unterscheidet ist sein kurzer Schnabel.

Am Weg zum Keysummit, einem kleinen Berg von dem aus 3 Flüsse entspringen die in 3 Himmelsrichtungen fliessen.
 
Wieder einmal perfekt ausgebaute Pfade.

360° Rundblick...


Für die Weihnachtsfeiertage haben wir uns einen schönen Trek ausgedacht, den Keplertrek. 4 Tage lang durch die Berge wandern, bei vorhergesagtem wunderschönen Wetter.
Gestartet wird in Te Anau an gleichnamigem See.

Anfangs geht es durch grüne Farnwälder dem See entlang.

Wobei dieser Farn unserem ähnlich sieht, jedoch den Waldboden komplett bedeckt.

Anschliessend geht es dann höher in grasiges Gebiet...

...bis man schließlich...

...in der Luxmorehütte ankommt. Und da es ziemlich heiss und trocken war, brauchten unsere Kehlen Abkühlung:


"Hasch an Kaiser, bisch an Kaiser!"
Werbung wirkt, aber wer hätte schon damit gerechnet, dass es in jedem Supermarkt in Neuseeland österreichisches Bier gibt. Schmeckt doppelt gut!
 

So sind diese Hütten, anders als bei uns, Selbstversorgerhütten, und man muss sein Essen und Trinken selber mitraufschleppen. Und da der 24. Dezember anstand, haben wir uns etws Besonderes ausgedacht, und zwar Filetsteak mit Gemüse und dazu eine Flasche Rotwein. Die neidischen Blicke der anderen Wanderer, die ihre Nudeln mit Fertigsugo mampften, sprachen für den ausgezeichneten Geschmack :-)
Ein Dank an die edlen Spender Babsi und Terry!!

Morgenaussicht von der Hütte aus.

Und neben der Luxmorehütte gibt es noch die gleichnamige Höhle, der man am Nachmittag einen kurzen Abstecher widmen kann.

Bis zu einem Kilometer könnte man hineingehen, wir beschränkten uns aber auf die Stalagtiten der ersten 200m.
 
Am zweiten Tag geht es dann dem Mt. Luxmore entgegen...

...von dem man einen Blick bis auf die 150km entfernten Alpen hat.

Der Keplertrek gilt als die längste Gratwanderung Neuseelands, und bei solchen Wetter ist sie wirklich ein wahrer Genuss!

 

Das DOC (Department of Conservation), sowas wie das Umweltministerium, unterhält in Neuseeland alle Wege und die meisten Campingplätze, und tun wirklich alles um den Touristen ein angenehmes Leben zu machen:

Wer würde schon mit einer Toilette mitten im Hochgebirge rechnen :-)


Auch die Beschilderung läßt keine Wünsche offen. Und wer es schafft sich auf diesen Wegen zu verlaufen, hat definitiv nichts in der freien Natur verloren: Hütteneingang 20m

Ok, man kann es auch übertreiben :-)

Nach 3 Tagen Schweiß und Dreck, freut man sich wieder erfrischen zu können. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, hat das Wasser doch gletschergekühlte 4C°!

So einen Ausblick wünscht sich wohl jede Frau in ihrer Küche :-)
Die Männer natürlich auch.

Nach fast 2 Monaten Wandern sind wir mittlerweile zu den Trekkingprofis aufgestiegen, und Marlenes Sackerlwirtschaft (bei der jedes Essen genau abgepackt ist) erspart unnötiges Schleppen; wenn genau gezählt wurde oder Georgs Hunger nicht größer war...

Der sonst so häufige Niederschlag läßt Moos in hunderten verschiedenen Arten gedeihen. Und aus der Nähe betrachtet sieht er wie ein eigener Wald in sich aus.


Zeitweise wird unserer Meinung nach mit der Beschilderung (wie oben erwähnt) übertrieben, auch weil jegliche Selbstverantwortung vom Menschen genommen wird.
Wobei sich hier wohl ein Spassvogel ans Werk gemacht hatte: Weg gesperrt aufgrund von Nazgul-Attacken!
 
Für diejenige unter euch die (wie wir) mit Nazgul Attacken nichts anfangen können, das sind diese Herren hier, bekannt aus dem Film "Herr der Ringe" :-)

Die letzte Teiletappe geht dann dem Ufer des Lake Manapouri entlang...

...bevor man den Fluss folgend wieder am Lake Te Anau (unserem Ausgangspunkt) ankommt...

Eine herrliche Wanderung, die wir mit den netten Amerikanern Lara und Aaron gegangen sind.

Weltberühmt ist die Erfindung des Jetbootes, das ein Neuseeländer in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts machte. Diese Boote kommen ohne Schiffsschraube aus, und erhalten ihren Antrieb und Steuerung durch einen von einer Pumpe ausgestossenen Wasserstrahl. Dadurch kann man extrem wendige Manöver auf selbst kleinsten Flüssen fahren und man benötigt nur 10cm(!) Wassertiefe um sie zu betreiben.
In Queenstown, der Hauptstadt der Adrenalinsüchtigen, wurden diese Boote erstmals publikumsmäßig betrieben, und das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen:
So rast man in solchen Booten den Shotoverriver durch enge Schluchten und schnelle Strömungen entlang.

Mittlerweile haben diese Boote mehr als 700PS und verbauchen pro Minute 2 Liter Benzin. Aber der Nervenkitzel den man erfährt, wenn man nur 5cm an der Felswand einer Schlucht auf einem Fluss entlangfährt ist unbeschreiblich.

Vom Boot aus selbst kann man leider keine Fotos oder Videos machen, aber alleine diese, von der Ausgangsbasis aufgenommenen, lassen einen Einblick erkennen.
 
Ein unvergleichlichles Erlebnis!

1 Kommentar:

  1. Das Panoramafoto ist ein Traum. Ihr habt wirklich Glück mit dem wunderschönen Wetter. Bei uns schneits gerade.

    Hast ein Kaiser, bist ein Kaiser!

    Matthionson

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